- Vierstellige Prüfnummer ist besser als nichts, doch es ist klar, dass Tricksereien natürlich nach wie vor möglich sind.
- Entscheidende ist, dass entlang der gesamten Produktions- und Transportkette eine Qualitätskontrolle stattfindet.
- Für die Zukunft wird das vorausschauende Einlagern wichtiger Medizinprodukte in ausreichender Menge bedeutsam.
Sie waren und sind eine der schärfsten Waffen gegen die Covid-19-Pandemie: die Masken. Seien es nun typische OP-Masken oder partikelfiltrierende Masken der FFP2-Norm: Ihrer großen Bedeutung steht leider ein hohes Maß an Chaos gegenüber – das zeigen die Erfahrungen in den Beratungen der Verbraucherzentrale.
So zeichnete sich schon im Frühjahr 2020 ab, dass hierzulande nur wenige Vorbereitungen für den Pandemiefall tatsächlich in Theorie und Praxis zu Ende gedacht worden sind. Es gab noch nicht einmal eine einheitliche, sichere medizinwissenschaftliche Expertise zur Frage der Notwendigkeit und Wirksamkeit von Masken. Sind diese überhaupt sinnvoll? Sind Nebenwirkungen vielleicht viel dramatischer? Das waren Fragen, die zu Beginn der Pandemie häufig gestellt wurden.
Direkt im Anschluss wurde gegrübelt, woher denn nun die Masken, und seien es einfache Mund-Nasen-Bedeckungen, zu nehmen seien. Hilfen waren rar, Verbraucher:innen mussten beweisen, wie hoch ihr Organisationstalent war. Denn wenn Milliarden von Menschen von überall her auf der Welt solche Masken wollen, ist leicht nachzuvollziehen, dass es einen massiven Engpass gibt – und dass die Anbieter diesen Engpass nutzen, um den Preis für die Masken in teils Schwindel erregenden Höhen zu bringen. In Manchen Fällen gab Preiserhöhungen um das x-fache des bisherigen Preises. Viele Verbraucher:innen meldeten sich bei uns, fragten ob diese Praxis „Wucher“ sei und ob es alternative Bezugsquellen gibt. Doch es gibt kaum praktisch nutzbare, rechtliche Möglichkeiten.
Als dann irgendwann im Sommer letzten Jahres eine leichte Entspannung bei den Preisen zu spüren war, stellte sich zunehmend die Frage nach der Qualität der Masken. Es war dann eben oft nicht mehr egal, was da vor den Mund und die Nase gebunden wurde. Sie sollten schon eine Wirkung haben, die Masken. Und sie sollten auch nicht gesundheitsgefährdend sein, zum Beispiel durch Substanzen im Produktionsprozess bei der Herstellung irgendwo auf dieser Welt.
So rückte im Herbst auch die CE-Kennzeichnung bei den Masken ins Blickfeld. Dabei war klar, dass das CE-Zeichen kein Zeichen von höchster Qualität ist, sondern ein Logo, das der Anbieter selbst aufbringt als Zeichen, dass er mehr oder weniger besondere Anforderungen an das Produkt erfüllt, und von einer Prüfstelle ein Muster hat prüfen lassen. Deshalb die vierstellige Prüfnummer.
Eine solche Kennzeichnung ist grundsätzlich besser als nichts, doch es ist klar, dass solche Tricksereien natürlich nach wie vor möglich sind. So kann der Anbieter die Kennzeichnung mit Prüfnummer einfach auch selbst anbringen, ohne je eine Prüfung bestanden zu haben. Oder er kann einige Masken mit guter Qualität prüfen lassen, dann aber minder wertige Ware mit der CE Kennzeichnung stempeln. Hinzu kommt, dass die Anbieter von Masken oft allenfalls im Herstellerland bekannt sind und in der Regel keine Herstellerreputation tangiert ist, wenn die Qualität schlechter ist als von Verbraucher:innen erwartet wurde.
Eine qualitative Kontrolle von Mengengütern wie Masken ist daher kaum möglich über eine anbieterseitig angebrachte Kennzeichnung. Viel entscheidender ist, dass entlang der gesamten Produktions- und Transportkette eine Qualitätskontrolle stattfindet. Diese Kontrolle sollten Stellen wie zum Beispiel qualifizierte private Organisationen oder staatliche Stellen vornehmen. Zur Sicherung der einmal festgestellten Qualität sind Sicherungen wie Hologramm-Siegel dringend notwendig. Und es ist vorausschauend zu agieren. Denn irgendwann wird diese Pandemie zumindest weitgehend besiegt sein. Doch für zukünftige Situationen, in denen eine hohe Anzahl von Masken gebraucht wird, wird das vorausschauende Einlagern wichtiger Medizinprodukte in ausreichender Menge bedeutsam.
Der Artikel ist erschienen in der Verbraucherzeitung 02/2021