Das Wichtigste in Kürze:
- Digitale Gesundheitsinformationen sind jederzeit und zu allen Themenbereichen verfügbar.
- Die Informationsmenge ist riesig und die Qualität sehr unterschiedlich. Und nicht jede bzw. jeder kann gute Infos von schlechten unterscheiden.
- Zuverlässige Gesundheitsinformationen können helfen, mit Ärzt:innen oder anderen Anbietern auf Augenhöhe zu sprechen.
- Bei Webseiten und Apps, die persönliche (Gesundheits-)Daten abfragen, ist Zurückhaltung geboten.
Gesundheit im Netz
Gesundheitsinformationen betreffen Gesundheit, Krankheit und Pflege. Sie reichen also von Vorsorgeuntersuchungen oder Diagnoseverfahren bis zur Behandlung und Nachsorge von Erkrankungen. Dabei spielt das Internet eine entscheidende Rolle. Laut der "HINTS Germany"-Studie greift rund ein Drittel der Befragten auf das Internet zurück, wenn es um die Suche nach Gesundheitsinformationen geht. Dabei sind Videos besonders beliebt.
Doch die Qualität von Gesundheitsinformationen im Netz ist sehr unterschiedlich. "Gute" Gesundheitsinformationen geben den aktuellen Stand des medizinischen Wissens wieder, sind neutral formuliert und frei von (versteckter) Beeinflussung. Hierzu gehören Quellen wie öffentliche Institutionen (z.B. Robert Koch-Institut (RKI), Bundesgesundheitsministerium, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung), wissenschaftliche Fachgesellschaften, Ärzteverbände, Krankenkassen oder Medien wie das Deutsche Ärzteblatt.
Es gibt aber auch sehr viele schlechte Gesundheitsinformationen und -quellen im Netz, die eher werbende Inhalte verbreiten, wichtige Aspekte verschweigen, unberechtigte Hoffnungen wecken oder angstschürende Inhalte vermitteln. Social Media gewinnt immer mehr an Bedeutung, vor allem bei jüngeren Zielgruppen. Gleichzeitig boomt der Gesundheitsmarkt unter dem Stichwort "Selbstoptimierung". Die Nachfrage nach "Heilmitteln" und Beratung ist also groß, was Tür und Tor auch für fragwürdige Geschäftsmodelle öffnet. Umso wichtiger ist es, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu stärken.
Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Studie der Universität Bielefeld: Rund 60 Prozent der Bevölkerung in Deutschland verfügten demnach im Jahr 2020 über eine geringe Gesundheitskompetenz – eine Verschlechterung im Vergleich zu 2014. Besonders gering ist die Gesundheitskompetenz bei Menschen mit geringer Bildung, niedrigem Sozialstatus, mit Migrationserfahrung, im höheren Lebensalter und mit chronischer Erkrankung.
Die digitale Gesundheitskompetenz hat sich zwar während der Corona-Pandemie etwas verbessert, sie ist aber im Vergleich zur allgemeinen Gesundheitskompetenz noch deutlich geringer ausgeprägt. Die Studie sieht hier großen Handlungsbedarf.
Einen Wegweiser für die Online-Suche nach Gesundheitsinformationen bietet die Internetseite https://www.gesund-im-netz.net/ (für Jugendliche: https://www.klick2health.net/), entstanden aus einem Projekt zur "Entwicklung einer Orientierungshilfe zur Stärkung der Verbraucherkompetenz beim Umgang mit digitalen Gesundheitsinformationsangeboten" (OriGes) des Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health (ceres) an der Universität zu Köln.
Hinweis: Digitale Gesundheitsinformationen, egal woher, ersetzen nicht den persönlichen Kontakt mit Ärzt:innen oder anderen medizinischen und gesundheitlichen Fachleuten.
Vor- und Nachteile
Etwa 13,5 Millionen deutschsprachige Websites von öffentlichen Institutionen wie dem Robert Koch-Institut (RKI), dem Bundesgesundheitsministerium oder der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, aber auch Medien wie das Deutsche Ärzteblatt oder die Apotheken-Umschau beschäftigen sich mit Gesundheit und Krankheit. Das hat 2020 eine Analyse der Hochschule Heilbronn ergeben, in der Verlinkungen zwischen gesundheitsrelevanten Internetseiten untersucht wurden. Hinzu kommen Social Media-Kanäle wie YouTube, Instagram oder TikTok, wo Influencer:innen über Gesundheitsthemen sprechen und nicht selten Produkte bewerben und vermarkten oder Coachings und Seminare anbieten.
Für viele Menschen ist es also nicht einfach, aus der Fülle der Informationen die richtigen Quellen herauszupicken. Aber es gibt Kriterien, um gute Gesundheitsinformationen von schlechten zu unterscheiden.
Vorteile
- Jederzeit verfügbar und kostengünstig
Digitale Gesundheitsinformationen stehen immer zur Verfügung, unabhängig von Zeit und Ort. Und zwar für alle erdenklichen Themen - von Abnehmtipps über Nahrungsmittelunverträglichkeit bis hin zum Zahnersatz. Manches war früher ohne Internet nur schwer und umständlich zu beschaffen. Die Suche nach Informationen funktioniert ohne Fahrtkosten oder Wartezeiten, hat keine Ländergrenzen und ermöglicht es auch, sich ohne direkten Kontakt über unangenehme oder tabuisierte Themen zu informieren.
- Kommunikation und Vernetzung
Sich digital auszutauschen, ist über verschiedene soziale Plattformen leicht möglich. Besonders Menschen, die an einer chronischen, seltenen oder unheilbaren Erkrankung leiden, profitieren davon. Es finden sich so leichter Gleichgesinnte, mit denen sie über Erfahrungen sprechen können.
- Arzt-Patienten-Kommunikation auf Augenhöhe
Sich mit einem Thema zu beschäftigen und nach Informationen zu suchen, gibt Sicherheit und vermittelt Kompetenzen. Diese Kompetenzen können Verbraucher:innen in einem Gespräch mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin nutzen. Das stärkt die Arzt-Patienten-Beziehung und befähigt dazu, gemeinsam eine Entscheidung zu treffen. Besonders wenn Ärzt:innen nicht umfänglich oder verständlich aufklären, können externe Informationen hilfreich sein.
Nachteile
- Vorsicht bei Suchmaschinen
Viele Menschen nutzen einschlägige Suchmaschinen oder bekannte Internetseiten. Die Trefferlisten der Suchmaschinen orientieren sich aber nicht oder nicht nur an medizinischer und wissenschaftlicher Qualität. Je nach Algorithmus des Anbieters können Informationen eines großen wissenschaftlichen Institutes entweder vor oder auch hinter einer zweifelhaften Information stehen.
Eine Studie von 2021 verdeutlicht dies ebenso. Forscher:innen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Uralischen Föderalen Universität in Russland untersuchten, wie zuverlässig gesundheitsbezogene Suchergebnisse sind. Dazu analysierten sie Treffer in den Suchmaschinen Yandex und Google. Insgesamt wurden in etwa 1,5 Milliarden Suchanfragen ausgewertet und die 30 häufigsten Anfragen auf Richtigkeit bzw. Wahrheitsgehalt überprüft.
Die Ergebnisse zeigen, dass 44 Prozent der ersten zehn Yandex-Treffer und 32 Prozent der ersten zehn Google-Treffer irreführend sind. Denn sie geben an, dass ein Mittel gegen eine bestimmte Krankheit wirkt, obwohl dies wissenschaftlich nicht begründet ist. Außerdem zeigt sich bei den Yandex-Treffern, dass nur 13 Prozent Warnungen vor Gesundheitsrisiken enthalten. Die Forscher:innen fassen zusammen, dass sich Verbraucher:innen aufgrund der nicht wissenschaftlich belegten Aussagen in ihren falschen Annahmen bestätigt fühlen und somit fälschlicherweise an die Wirkung eines Mittels glauben. Dadurch können sie sich im schlimmsten Fall selbst schaden.
- Richtig verstanden?
Gute und verlässliche Gesundheitsinformationen von falschen und gefährlichen Gesundheitsinformationen zu unterscheiden, ist nicht einfach. Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung (rund 60 Prozent) verfügt über eine geringe Gesundheitskompetenz, so das Ergebnis der oben genannten Studie der Universität Bielefeld. Eine große Gruppe hat also Schwierigkeiten, relevante Gesundheitsinformationen zu finden, richtig einzuordnen bzw. sie zu beurteilen und anzuwenden. Falsche Gesundheitsinformationen oder auch falsch bewertete Informationen, wie beispielsweise Verschwörungsmythen während der Corona-Pandemie, können zu Gesundheitsschäden führen
- Vorsicht bei Werbung
Gesundheitsinformationen enthalten häufig auch werbende Inhalte. Gerade wer krank oder sogar unheilbar krank ist, vertraut vielleicht eher Informationen, die schnelle Genesung versprechen, als der Aussage, dass die Medizin in manchem Fall nur wenig Möglichkeiten bereithält. Immer wieder finden sich im Netz Informationen, die nicht wissenschaftlich belegt sind und Heilung oder Besserung versprechen. Auf Social Media werden solche Informationen oft schnell und unkontrolliert verbreitet.
Gesundheit und Datenschutz
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nutzten 3,4 Millionen Menschen in Deutschland im ersten Quartal 2020 smarte, also internetfähige Gesundheitsgeräte, um beispielsweise den Blutdruck, den Blutzucker oder das Körpergewicht zu überwachen. Deutlich häufiger hingegen werden Fitnessarmbänder oder Smart Watches etc. verwendet. Anfang 2020 gab es 15,5 Millionen Nutzer:innen.
Wer das Internet nutzt, kommt am Thema Datenschutz nicht vorbei. Verbraucher:innen müssen aufpassen, welche und wie viele personenbezogenen Daten sie im Internet über sich preisgeben. Vorsicht ist also geboten, wenn aufgefordert wird, persönliche Daten anzugeben – ganz misstrauisch werden sollte man, wenn nicht ersichtlich wird, wie mit den Daten umgegangen wird. Beispielsweise nutzen Fitness-Apps Gesundheitsdaten oder Daten zum Nutzungsverhalten und können diese an Drittanbieter weiterleiten. Dies zu kontrollieren, ist nur mit Zeitaufwand oder gar Expert:innenwissen möglich.