Das Wichtigste in Kürze:
- Überfischung und einige Fangmethoden lassen weltweit die Fischbestände schrumpfen. Für manche Arten ist eine nachhaltige Nutzung längst überschritten.
- In Aquakulturen kann Fischmehl aus Wildfang zum Einsatz kommen – was ebenfalls Folgen für die Wildbestände hat.
- Welche Meerestiere nach derzeitigem Bewertungsstand nachhaltig zu bekommen sind und worauf Sie beim Kauf dieser Arten achten sollten, erfahren Sie hier.
Darf Fisch noch auf den Tisch?
Fisch ist Teil einer gesunden Ernährung und liefert wertvolle Eiweiße, Fettsäuren und Mineralstoffe. Doch Speisefische und Meeresfrüchte werden immer knapper: Überfischung und schädliche Fangmethoden lassen die globalen Fischbestände stetig schrumpfen, bedrohen den Fortbestand ganzer Arten und schädigen die Meeresumwelt schwer.
Über ein Drittel (34 Prozent) der weltweiten Fischbestände sind überfischt und weitere 60 Prozent werden bis an ihre Grenzen genutzt. Nur noch 6 Prozent der Bestände sind in naturnahem und gutem Zustand. Die Fischbestände schrumpfen so sehr, dass sie sich nicht mehr erholen können und immer mehr Arten aussterben. Daher nimmt bereits seit 1995 die Menge an weltweit gefangenem Wildfisch kontinuierlich ab. Als Antwort wird zunehmend mehr Fisch in Aquakulturen gezüchtet. Diese werden jedoch häufig mit Fischmehl aus Wildfang gefüttert.
Ob Sie einen Fisch guten Gewissens kaufen können oder eher nicht, hängt nicht allein von der Fischart ab. Denn einige Fischarten kommen in mehreren Fanggebieten vor und diese können in unterschiedlichem Zustand sein. Das bedeutet, nur weil Hering in einem bestimmten Fanggebiet als überfischt gilt, heißt es nicht, dass man überhaupt keinen Hering mehr kaufen sollte. Hering wird auch aus anderen Fanggebieten gefischt, in denen der Bestand nicht bedroht ist. Zudem haben Fangmethoden verschiedene Auswirkungen auf Bestände und das Ökosystem. Achten Sie beim Einkaufen daher besonders auf das Fanggebiet und die Fangmethode.
Wie kann ich nachhaltige Fischereiprodukte erkennen?
Nachhaltige Fischerei mit verbindlichen Fangquoten und umweltschonenden Fangmethoden kann helfen, die Artenvielfalt im Meer zu erhalten. Damit wird gewährleistet, dass auch künftige Generationen noch Fisch auf dem Speiseplan haben können.
Frischer Fisch muss in Deutschland gekennzeichnet werden. Das gilt für Fische und Fischprodukte, die mehr oder weniger naturbelassen verkauft werden, also Frischfische, Räucherfische, Krebs- und Weichtiere sowie bearbeitete Tiefkühl-Fischerzeugnisse. Hierfür gibt es verpflichtende Kennzeichnungselemente: Neben der Fischart, ergänzt durch den wissenschaftlichen Namen zum Schutz vor Betrug, muss das Fanggebiet genannt werden. Die Weltmeere sind in 19 Fangzonen aufgeteilt, die sogenannten FAO-Fanggebiete und diese wiederum in Teilfanggebiete. Das dritte verpflichtende Kennzeichnungselement ist die Fangmethode, zum Beispiel Ringwaden oder Grundscherbrettnetze.
Von der Kennzeichnungspflicht ausgenommen sind dagegen verarbeitete und zubereitete Produkte, also zum Beispiel Fischsuppe, Fischbuletten oder Heringssalat. Auch in der Gastronomie sucht man in der Regel vergebens nach Informationen zur Herkunft der Fische, die auf dem Teller landen.
Unsere "Guter Fisch"-Liste zum nachhaltigen Fischeinkauf
Welcher Fisch aus welchem Fanggebiet ist nachhaltig? Damit Sie die Frage auch unterwegs beim Einkauf auf einen Blick klären können, gibt es die "Guter Fisch"-Liste als praktische Einkaufshilfe jederzeit online.
- 1. Wo genau kommt mein Meeresfisch her?
Diese Frage lässt sich leicht klären. Sehen Sie sich dazu den Hinweis auf dem Etikett oder an der Fischtheke an. Häufig steht dabei "gefangen in …", denn die Welternährungsorganisation (FAO) teilt die Weltmeere in 19 Gebiete auf. Der Name oder die Nummer des FAO-Fanggebietes, in dem der Fisch gefangen wurde, muss deklariert werden.
Beispiel: Fanggebiet FAO 67 (Nordostpazifik). Manchmal werden auch kleinere Gebiete angegeben, zum Beispiel FAO 27.4 (Nordostatlantik, Nordsee).
- 2. Wie wird die Herkunft von Zuchtfischen gekennzeichnet?
Wurden Fische in Teichen oder Aquakulturen gezüchtet, dann erfolgt der Hinweis "aus Aquakultur" oder "gezüchtet in…". Es muss das Land angegeben werden, in dem die Fische die finale Entwicklungsphase durchlaufen haben. Stammen Fische aus Binnengewässern wie Seen, dann erfolgt der Hinweis "aus Binnenfischerei".
- 3. Wie nachhaltig werden Fische gefangen?
Einige Netze für Wildfische können der Umwelt schaden. Dazu gehören insbesondere Grundschleppnetze, da diese Fangmethoden negative Effekte auf Ökosysteme am Meeresboden verursachen und im schlimmsten Fall zerstörerisch wirken. Einige Fangmethoden wie Treibnetze führen zudem zu sehr viel "Beifang", das heißt es werden auch andere Meeresbewohner wie Delphine, Schildkröten oder zu kleine Jungfische mitgefangen. Die Fangmethoden müssen auf dem Etikett stehen.
- 4. Müssen alle Fische mit der Herkunft und den Fangmethoden gekennzeichnet werden?
Bei fast allen Fischen muss die Herkunft erkennbar sein, vor allem bei den naturbelassenen Exemplaren wie Frischfisch, Räucherfisch, bearbeiteten Tiefkühl-Fischerzeugnissen sowie rohen und bearbeiteten Krebs- und Weichtieren. Leider sind verarbeitete und zubereitete Produkte, zum Beispiel Heringssalat oder Fischsuppe, von dieser Kennzeichnungspflicht ausgenommen. Auch im Restaurant erfährt man nur in ganz seltenen Fällen etwas über die Herkunft der Fische.
- 5. Welche Siegel helfen wirklich beim Einkaufen?
Ein staatlich kontrolliertes Siegel für einen nachhaltigen Fischeinkauf wäre sehr nützlich. Doch leider gibt es das noch nicht. Erste wichtige Schritte in Richtung Nachhaltigkeit sind Siegel, die Auskunft über die ökologischen Auswirkungen von Fischereien geben. Nicht immer sind wir mit allen Vorgaben oder der Effizienz von Kontrollen zufrieden.
- 6. Wie aktuell ist die "Guter Fisch"-Liste und woher stammen die Bewertungen?
Die Liste wird jährlich aktualisiert, zuletzt am 14. Dezember 2023.
Die Bewertungen beruhen nicht auf Einzelmeinungen, sondern sind auf Grundlage der Beurteilung von Umweltverbänden, Wissenschaft und Verbraucherzentralen entstanden. Die Kriterien Bestandsgrößen, Fischereidruck, Körpergröße und Fangmethoden wurden bei der Beurteilung herangezogen.
- 7. Was tun, wenn im Supermarkt oder beim Fischhändler auch Fische angeboten werden, die nicht in der "Guter Fisch"-Liste stehen?
Erkundigen Sie sich vor Ort nach anderen Fischen, die von uns als empfehlenswert bewertet werden. Im besten Fall helfen Nachfragen dabei, dass Anbieter ihr Sortiment verändern. Denn fragende Kunden signalisieren, dass sie mit dem Angebot nicht zufrieden sind. Die Anbieter möchten Ihnen schließlich auch zukünftig noch Fisch verkaufen.