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Wie wird Obst und Gemüse in Deutschland angebaut?

Stand:
Freiland, Streuobst, Gewächshaus oder Folientunnel? Wir erklären, wie unterschiedliche Anbautechniken Einfluss auf Nachhaltigkeit und Preis haben – und warum regionale und saisonale Produkte immer eine gute Wahl sind.
Möhre steckt in der Erde eines Ackers

Das Wichtigste in Kürze:

  • Regionales und saisonales Obst und Gemüse ist wichtiger Baustein einer klimafreundlichen Ernährung und ist häufig günstiger als Importware.
  • In Deutschland stammen nur ein Drittel des Gemüses und ein Fünftel des Obstes aus heimischem Anbau.
  • Geschützter Anbau wie unter Folie oder im Gewächshaus ermöglicht verlässliche Erträge, kann aber Umweltauswirkungen wie Abfall und hohen Energieverbrauch mit sich bringen.
  • Am nachhaltigsten ist es, Obst und Gemüse aus dem Freiland zu kaufen.
  • Lagerfähige Sorten wie Äpfel und Kartoffeln verlängern die Verfügbarkeit heimischer Produkte.
  • Auf der Verpackung gibt es meist keinen Hinweis, wie das Gemüse oder Obst angebaut oder ob es gelagert wurde. 
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Obst und Gemüse für eine gesunde und klimafreundliche Ernährung

Obst und Gemüse spielen eine zentrale Rolle für eine gesunde Ernährung. Sie liefern wertvolle Nährstoffe, stärken das Immunsystem und helfen, Krankheiten vorzubeugen. 
Zudem sind regionales und saisonales Obst und Gemüse wichtige Bausteine einer klimafreundlichen Ernährung. Ihr Anbau verbraucht im Vergleich zu anderen Lebensmitteln oder importierten Produkten meist weniger Ressourcen.

Beim Einkauf von regionalem Gemüse und Obst gibt es einen Haken: Derzeit deckt der heimische Anbau nicht den gesamten Bedarf. Nur ein Drittel unseres Gemüses und sogar nur ein Fünftel des Obstes stammen aus Deutschland. Um zukünftig mehr pflanzliche Lebensmittel aus Deutschland zu konsumieren, müssen sich die Anbauflächen und Erntemengen merklich erhöhen. Damit sich dies für die Landwirtschaft lohnt, ist es wichtig, dass wir heimische Produkte saisonal nachfragen, anstatt auf billigere Importe zu setzen.

In Deutschland wird Obst und Gemüse auf vielfältige Weise angebaut, von traditionellem Freilandanbau bis hin zu modernen Gewächshäusern. Die wichtigsten Obstsorten in Deutschland sind Äpfel, gefolgt von Erdbeeren. Beim Gemüse sind es Kartoffeln, Spargel, Möhren, Zwiebeln und Salate.

Freilandanbau

Im Freilandanbau ist Obst und Gemüse den natürlichen Witterungsbedingungen ohne zusätzlichen Schutz wie Gewächshäuser oder Folien ausgesetzt. Typische Freilandkulturen sind Kartoffeln, Möhren, Zwiebeln, Spinat, Brokkoli und verschiedene Kohlsorten – aber auch der Großteil deutscher Erdbeeren wird im Freiland angebaut.

Durch die natürlichen Bedingungen entwickelt Obst und Gemüse aus dem Freiland oft einen intensiveren Geschmack. Jedoch kann der Einsatz von Pflanzenschutzmittel erhöht sein, da die Pflanzen der Witterung und Schädlingen ausgesetzt sind. Trotzdem fördert der Freilandanbau im Großen und Ganzen die Vielfalt von Insekten und anderen Kleintieren.

Die Ernte fällt durch ungünstige Witterungsbedingungen wie Starkregen oder Trockenheit allerdings meist deutlich geringer aus. Das spiegelt sich auch im Preis wider. Naturnaher Anbau ist grundsätzlich kostengünstig, kann jedoch in Einzelfällen durch extremes Wetter und eine wiederum schlechte Ernte teurer sein.  

Anbau auf Streuobstwiesen

Streuobst sind Obstbäume mit hohen Stämmen, die weit verstreut in Gärten, an Dorfrändern, entlang von Wegen oder auf Wiesen in der Landschaft wachsen. Typisch für Streuobst sind Apfel-, Birnen- und Pflaumenbäume sowie Quitten, Kirschen, Walnüsse und verschiedene Wildobstarten. Mit rund 3000 Sorten bewahren sie einen wahren Schatz an geschmacklicher Vielfalt.

Auf Streuobstwiesen wird nur wenig in die Natur eingegriffen. Die Bäume bilden große Baumkronen aus. Das bedeutet zwar einen größeren Pflegeaufwand, aber erlaubt eine Nutzung auf zwei Etagen – am Boden als Grünland oder Weide und Schatten für Tiere und darüber für das Obst. Dünger und Pflanzenschutzmittel sind nicht erlaubt, wodurch Streuobstwiesen vielen Pflanzen und Tieren Lebensraum bieten, die sonst kaum noch Rückzugsräume finden. So bereichern sie unsere Landschaft durch enorme Artenvielfalt und dienen gleichzeitig als Erholungsraum für uns Menschen. Auf das örtliche Klima wirken sie ausgleichend.

Aufgrund des höheren Aufwands bei der Ernte und Pflege ist Obst von Streuobstwiesen teurer als das aus Plantagen. Aber die geschmackliche Vielfalt ist dafür einmalig.

Anbau auf Plantagen

Obstplantagen sind angelegte Flächen, die auf eine hohe Ernte ausgelegt sind. Durch Veredelungen und Baumschnitt bleiben die Bäume so klein, dass alle Äste ohne Leitern erreichbar sind. So kann man auch besser beobachten, ob sich Krankheiten oder Schädlinge ausbreiten. Der Ertrag mehrerer kleiner Bäume ist höher als der eines einzigen großen Baums auf derselben Fläche.

Allerdings bringt die Konzentration auf eine (Obst-)Sorte (Monokultur) wiederum Probleme mit sich: Die Anfälligkeit für Krankheiten steigt und die Artenvielfalt wird eingeschränkt. 

Geschützter Anbau unter Folie oder Vlies

Typische Arten, die auch unter Folie und Vlies angebaut werden, sind Spargel, Erdbeeren, Kohlrabi und Rhabarber.

Durch den Einsatz von Folien oder Vliesen wird das Obst und Gemüse vor extremem Wetter wie Frost oder Hagel geschützt. Zudem ermöglichen sie eine Verfrühung oder Verzögerung der Ernte. Die Abdeckung sorgt dafür, dass sich der Boden unter der Folie erwärmt, sodass das Gemüse schneller wächst. Dies ermöglicht eine zuverlässige und planbare Ernte. Die Folien halten außerdem das Wasser im Boden, sodass weniger Bewässerung nötig ist. Auch Schädlinge werden abgehalten, wodurch weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden müssen. Diese Vorteile senken die Produktionskosten und die Preise für Verbraucher:innen sind niedriger.

Trotz der vielen positiven Effekte, haben die Abdeckungen auch Nachteile. Der Lebensraum von Vögeln wird durch die Folien massiv eingeschränkt. Sie finden keine Nahrung. 
Zwar werden die Folien im Schnitt sieben bis acht Jahre lang immer wieder zu Saison-Beginn auf den Feldern eingesetzt und nach der Nutzungszeit recycelt. Dennoch entsteht durch die Folien eine erhebliche Menge Abfall. Immerhin wird inzwischen auch an biologisch abbaubaren Folien geforscht.

Anbau im Gewächshaus

Typisches Gemüse aus dem Gewächshaus sind wärmeliebende Arten wie Tomaten, Gurken, Paprika und Auberginen. In Deutschland werden sie fast ausschließlich im Gewächshaus angebaut, da das Klima meist nicht sonnig genug und zu feucht ist. Gewächshäuser bieten eine kontrollierte Umgebung, die das ganze Jahr über den Anbau einer Vielzahl von Obst- und Gemüsesorten ermöglicht.

Die Temperatur, Feuchtigkeit und das Licht können in Gewächshäusern optimal eingestellt werden. Durch die idealen Bedingungen wird die Ernte gesteigert und weniger Pflanzenschutzmittel sind notwendig. Die Pflanzen werden in Substrat, auf Steinwollmatten oder anderen Materialien kultiviert.

Der Betrieb von Gewächshäusern erfordert viel Energie für Heizung, Belüftung und Beleuchtung. Die meisten werden mit Gas oder Heizöl beheizt. Das ist nicht klimafreundlich. Wegen des steigenden Kostendrucks nutzen immer mehr Gartenbaubetriebe statt Gas oder Heizöl aber auch alternative und nachhaltige Energiequellen.

Durch die Gewächshäuser wird zudem der Boden versiegelt und bei Starkregen kann Regenwasser nicht versickern. Ein Thema, was mit der Zunahme extremer Wetterereignisse an Relevanz gewinnt.

Ob ein Gewächshaus nachhaltige Energiequellen nutzt, ist für Verbraucher:innen nicht ersichtlich. Teilweise findet man Informationen auf den Internetseiten der Gewächshaus-Betriebe. Außerhalb der Saison ist Gewächshaus-Gemüse besonders teuer.

Lagerung von lagerfähigem Obst und Gemüse

Es gibt robustes Obst und Gemüse, das gelagert werden kann. In den Wintermonaten gibt es so mehr heimische Vielfalt.

Typische lagerfähige Sorten sind Äpfel, Birnen, Möhren, Kartoffeln, Zwiebeln, Kohlarten und Kürbis. Kartoffeln und die meisten Gemüsesorten werden in der Regel dunkel und kühl gelagert. Bei optimalen Lagerbedingungen können Obst und Gemüse über einen langen Zeitraum nahezu erntefrisch bleiben. Wenn sie das Lager verlassen, beschleunigt sich der Stoffwechsel aber teils umso stärker.

Durch kontrollierte Atmosphäre können Äpfel bis zu zehn Monate frisch gehalten werden. Dabei wird der Lagerraum auf 0 – 4 Grad Celsius gekühlt, der Kohlendioxidgehalt erhöht und der Sauerstoffgehalt gesenkt. Diese Anpassungen der Atmosphäre verlangsamen den Stoffwechsel der Früchte, verzögern die Alterung und erhöhen ihre Haltbarkeit. Das Verfahren benötigt viel Energie – aber die Lagerhäuser werden zunehmend energieeffizienter. Seit März 2024 müssen Betriebe klimaschädliche F-Gase, die vor allem als Kühlmittel genutzt werden, einschränken oder sogar ganz auf sie verzichten.

Eine gute Nachricht ist, dass ein deutscher Apfel, der im Herbst geerntet und erst im April verkauft wird, nur halb so viel CO2 erzeugt wie ein Apfel, der aus Neuseeland importiert wird.

Der Saisonkalender zeigt mit verschiedenen Symbolen, welche Anbaumethoden für das jeweilige Obst oder Gemüse verwendet wurden. Grün bedeutet die klimafreundlichste Anbauweise, Rot steht für die klimaschädlichste Anbauweise.

Das bedeuten die Symbole genau:

Obst und Gemüse, das im Freiland angebaut wird, z.B. auf Feldern, Plantagen oder Streuobstwiesen.
Symbol für geschützten AnbauDas Gemüse wird durch Folie oder Vlies geschützt.
Symbol für LagerwareRobuste Obst- und Gemüsesorten, die auch im jeweiligen Monat noch als Lagerware verfügbar sind.
Symbol für unbeheiztes GewächshausAnbau im Gewächshaus ohne Beheizung.
Symbol für beheiztes GewächshausAnbau in einem beheizten Gewächshaus.

Sie können meist nicht erkennen, wie Lebensmittel angebaut werden. Allerdings lohnt es sich nachzufragen, denn die verschiedenen Anbautechniken wirken sich nicht nur auf den Preis, sondern auch auf die Klimabilanz und den Geschmack aus.  

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