Kostenloses Online-Seminar "Sonnige Zukunft: Betriebsmodelle für Photovoltaik auf Mehrfamilienhäusern“ am 18. November um 17 Uhr. Jetzt hier anmelden und bequem von zuhause aus teilnehmen.

App-Test »My Little Plastic Footprint«: 300 Zahnbürsten und kein Ende!

Stand:
Anders als bei vielen nachhaltigen Maßnahmen können wir bei der Abfallvermeidung unseren Beitrag zum Umweltschutz sofort am Füllstand der Mülltonne erkennen. Ein gutes Gefühl, zu dem "My Little Plastic Footprint" durch Challenges und Tipps rund um Plastikmüll beitragen möchte.
Illustration eines Fußabdrucks in vielen Farben als Logo der App "My Little Plastic Footprint"

Die in Holland entwickelte App My Little Plastic Footprint (im Folgenden: MLPF) genießt auch hierzulande große Popularität, wie man an ihrem wiederholten Auftauchen in den Apple App Store und Google Play Charts beobachten kann. Nach den Gründen hierfür muss man nicht lange suchen: Einladende Illustrationen, schnell durchschaubare Funktionen und nicht zuletzt ihre Datensparsamkeit machen die kostenlose App zum attraktiven Angebot für angehende Müllvermeidungs- und Recycling-Profis. Bei einer solch komplexen Thematik wie den Einfluss von Kunstoffen auf unser aller Leben und den Planeten sollte man in Sachen englische Sprachkenntnisse aber fest im Sattel sitzen. 

Off

Name: My Little Plastic Footprint
Anbieter: Plastic Soup Foundation (mylittleplasticfootprint.org)
Kategorie: Müllvermeidung
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Startbereit in zwei Minuten

Nach dem Download erfordert MLPF eine Registrierung per E-Mail, die aber nur für die Zustellung des (optionalen) Newsletters notwendig ist. Darüber hinaus erweist sich die App als datensparsam und verlangt zumindest in der von uns getesteten Version (v2.4.1 für iOS) keine weiteren Freigaben seitens der Nutzerin oder des Nutzers. Benachrichtigungen können mit einem Fingertipp im Menüpunkt "Einstellungen" deaktiviert werden. Dort befinden sich auch alle Angaben zum Datenschutz und die Nutzungsbedingungen. Diese fallen verbraucherfreundlich aus, verzichtet der Anbieter doch auf Cookies zu Marketingzwecken und schließt die Weitergaben von Personendaten an Dritte für werbliche Maßnahmen aus.

Nach Abfrage von Alter, Wohnort und eigener Gewohnheiten im Umgang mit Plastikartikeln ermittelt MLPF den individuellen "Plastic Mass Index" (PMI). Der Wert gibt Aufschluss über den persönlichen Beitrag zur Umweltverschmutzung durch Plastik. Diesen gilt es durch fleißigen Gebrauch der App zu senken. Dafür muss man sich zunächst in verschiedenen Kategorien genau die Kunststoffartikel und -produktgruppen heraussuchen, auf die man im eigenen Alltag immer wieder zurückgreift.

 

Screenshots der App "My Little Plastic Footprint"
Aus sechs Lebensbereichen können zahlreiche Kunststoffprodukte von A wie Autoreifen bis Z wie Zahnbürste gewählt werden. Und für jedes der mehr als hundert Produkte hält MLPF Tipps zur Vermeidung oder Entsorgung bereit. (Quelle: Screenshots)

Positive Vibes von Anfang an

Besonders lobenswert ist das Angebot der App, gleich zu Beginn der Nutzung Plastikprodukte abwählen zu können, auf die man im täglichen Leben bereits - bewusst oder unbewusst - verzichtet. Selbst Menschen, die sich noch nicht eingehend mit Müllvermeidung und Recycling auseinandergesetzt haben, dürften hier fündig werden und sich so mit einem guten Gefühl in die App-Erfahrung stürzen. Übrig bleiben die PE-, PVC- und PET-Produkte, die es mit Unterstützung von MLPF aus dem Alltag zu verbannen gilt. Man setzt sich selbst auf "Plastik-Diät", wie es die App nennt. Hierfür wählt man aus den sechs Kategorien Badezimmer, Küche, Freizeit, Zum Mitnehmen, Garten und Haus genau die Kunststoffartikel heraus, auf die man verzichten oder sie mit umweltfreundlichen Alternativen ersetzen möchte. Gelingt dies, wird man regelmäßig mit virtuellen Prämien belohnt.

Gute Tipps mit kleinem Haken

Bislang halten sich die sprachlichen Barrieren der nur in englisch und niederländisch verfügbaren App in Grenzen, was vor allem den aussagekräftigen, einladend wirkenden Illustrationen zu verdanken ist. Zur Nutzung der zahlreichen Ratschläge rund um Plastikvermeidung ist aber zumindest ein gutes Schulenglisch unverzichtbar. Die Tipps reichen dabei qualitativ von offensichtlich über hilfreich bis überraschend, was angesichts der Vielfalt der behandelten Produkte vom Einmal-Kaffeebecher bis zum Kunstrasen zu erwarten ist. Besonders lobenswert an MLPF sind die in die Ratschläge eingeflochtenen Hintergrundinformationen zum Plastikkonsum. Das Wissen darum, dass sich ein Mensch im Laufe seines Lebens im Schnitt durch 300 Zahnbürsten putzt oder ein Kleidungsstück durchschnittlich nur sieben Mal getragen wird, bevor es im Müll landet, erhöht den Ehrgeiz zum Plastiksparen erheblich. Weniger hilfreich hingegen sind die für deutschsprachige Nutzer:innen kaum hilfreichen Verweise auf niederländische Behörden und Unternehmen, die weiterführende Informationen zum Thema oder umweltfreundlich verpackte Konsumgüter anbieten.  

 

Screenshots der App "My Little Plastic Footprint"
Mindestens ebenso umfangreich wie die Müllvermeidungs-Challenges: Zahlreiche Quizfragen rund um Plastik in unser aller Alltag warten darauf, beantwortet zu werden. Manchmal gibt es Antworten als kurze Videos. Wer genug Challenges besteht und Quizfragen löst, darf sich über animierte Auszeichnungen freuen. (Quelle: Screenshots)

Weniger Plastik - mehr Englisch!

Mindestens ebenso viel Zeit wie bei Umsetzung der individuellen "Plastik-Diät" kann man mit den zahlreichen Quizfragen in MLPF verbringen. In jedem der zuvor genannten Lebensbereiche gilt es, fünf Level à fünf Fragen durchzuspielen. Dazu gibt es noch einige Spezial-Quizzes, beispielsweise zur Verschmutzung der Meere. Hierbei sind belastbare Englischkenntnisse und das Interesse am mit Fakten aus der Forschung unterfütterten Klimaschutz durch Plastikvermeidung Pflicht. Mit fortschreitender Spieldauer werden die Fragen spezifischer und die Antworten erstaunlicher, jedoch auch komplexer und weniger unmittelbar verständlich. Das Gute daran: Hat man sich erst einmal durch zwei Dutzend Fragen und Antworten rund um das schier unfassbare Ausmaß der Umweltbelastung durch Mikroplastik in Textilien getippt, ist dies ein zutiefst befriedigendes Mehr an Wissen. 

Fazit 

Ernstzunehmende Kritikpunkte an MLPF muss man mit der Lupe suchen. Einige Tipps und Wissensinhalte sind offensichtlich auf die holländische und nordamerikanische Zielgruppe gemünzt; und die sporadisch mit Videos illustrierten Antworten brachten die App auf meinem Smartphone zweimal zum Absturz. Dies sind aber Kleinigkeiten angesichts einer in fast allen Belangen professionell produzierten Software mit vorbildlicher Nutzerführung und ansprechendem Design. Die schnellen Erfolgserlebnisse und lebensnahen Ratschläge für weniger Plastik im Alltag motivieren zum Dranbleiben. Wer MLPF noch dazu mit der App ReplacePlastic kombiniert, die überflüssigem Plastik bereits vor der Produktion den Garaus machen will, ist voll ausgestattet für den Kampf gegen ungeliebte Kunststoffe.

Handhabung3 Sterne
Spaß4 Sterne
Mehrwert5 Sterne
Motivation5 Sterne
Datensparsamkeit4 Sterne
Gesamtwertung4 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

ClimApps Check Icon

CliMapps - Spielend einfach Klima schützen!

CliMapps ist Ihr vertrauenswürdiger Begleiter durch die Welt der Klimaschutz-Apps. Wir testen digitale Lösungen für mehr Nachhaltigkeit und umweltbewussten Konsum im Alltag. Und was uns dabei ganz wichtig ist: Es soll Spaß machen!

Förderhinweis BMUV

Grafische Darstellung einer Frau, die ungeduldig auf ihre Armbanduhr schaut. Rechts daneben befindet sich das Logo von Cleverbuy, darunter eine Grafik von einem Smartphone, von der ein roter Pfeil auf einen Stapel Euroscheine führt. Rechts daneben befindet sich ein großes, rotes Ausrufezeichen, in dem "Warnung" steht.

Warnung vor Cleverbuy: Auszahlung lässt auf sich warten

"Clever Technik kaufen und verkaufen" heißt es auf der Website der Ankaufplattform Cleverbuy. Gar nicht clever ist die oft lange Zeit, die verstreicht, bis Nutzer:innen ihr Geld für Smartphone und Co. ausgezahlt bekommen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) warnt daher vor dem Anbieter.
Schmuckbild

Klimalabel für Lebensmittel

Auf manchen Lebensmittelverpackungen findet man Label mit der Aussage „klimaneutral“, „CO2-neutral“ oder „reduziert deinen CO2-Fußabdruck“. Aber wurden bei der Herstellung dieser Lebensmittel wirklich weniger Treibhausgase freigesetzt als bei vergleichbaren Lebensmitteln?

Bei Preisreduzierungen müssen sich auf den günstigsten Preis der letzten 30 Tage beziehen

Landgericht Düsseldorf, Urteil vom 24.03.2023, Az. 38 O 182/22
Europäischer Gerichtshof, Urteil vom 26.09.2024, Az. C-330/23
Landgericht Düsseldorf, Urteil vom 31.10.2024, Az. 38 O 182/22 (nicht rechtskräftig)

Wer mit Preisreduzierungen oder Preis-Highlights in Verbindung mit gestrichenen Preisen wirbt, muss als Grundlage den niedrigsten Preis der letzten 30 Tage heranziehen.
Aldi Prospekt mit Preisreduzierung

Die Tricks mit den Preisreduzierungen

Die Verbraucherzentrale konnte in den letzten Monaten verstärkt Preiswerbungen beobachten, mit denen Anbieter versuchen, gesetzliche Regelungen zu umgehen - und geht juristisch dagegen vor. Die von uns kritisierte Preisauszeichnung in einem Aldi-Prospekt ging bis zum Europäischen Gerichtshof. Dieser gab mit seinem Urteil vom 26. September 2024 der Verbraucherzentrale Recht.
Besorgt dreinblickender Mann, der auf seine Kreditkarte schaut, während er mit seinem Mobiltelefon spricht.

Der vzbv stellt fest: Banken tun nicht genug gegen Kontobetrug

Opfer von Kontobetrug bleiben in vielen Fällen auf dem Schaden sitzen, denn: Banken werfen ihnen grobe Fahrlässigkeit vor. Aus Sicht des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) müssten Banken jedoch mehr tun, um Verbraucher:innen zu schützen.