Was steckt hinter der Werbung zu Asparaginsäure?
"Stimuliert die Libido und führt zur Freisetzung von Testosteron. Nur durch eine natürliche Aminosäure!" – diese Werbung klingt vielversprechend! Eine Substanz, die als "Potenzmittel" und "für den Muskelaufbau" gut ist, weil sie "die stärkste natürliche Verbindung (ist), die je produziert wurde, um Ihre endogene Testosteronproduktion zu verbessern", muss auf Interesse stoßen.
Aber nicht nur Männer sollen profitieren, denn die Aminosäure kann angeblich "die Lust und Ausdauer steigern" und "von Frauen und Männern eingesetzt werden". Und außerdem: Sie "kann den Körper verjüngen".
Diese Werbeaussagen finden sich im Internet sowohl für Produkte, die ausschließlich Asparaginsäure enthalten, als auch für sogenannte Testosteron-Booster. Sie enthalten neben Aminosäure häufig noch Substanzen wie Tribulus terrestris oder L- Arginin sowie bestimmte Vitamine und Mineralstoffe.
Die Internet-Werbung für Produkte mit Asparaginsäure vermittelt den Eindruck, dass es sinnvoll ist, bestimmte einzelne Aminosäuren gezielt in größeren Mengen zu essen. Sportler:innen verzehren aber häufig sowieso schon große Mengen Eiweiß mit der Nahrung und sind daher auch ausreichend mit Aminosäuren wie Asparaginsäure als Eiweißbestandteile versorgt.
Die Asparaginsäure wird auch als "DAA" vermarktet. Die Abkürzung steht für die englische Bezeichnung D-Aspartic Acid. Dafür, dass DAA laut Anbieterwerbung "quasi über Nacht einen regelrechten Hype im Bereich Bodybuilding und Kraftsport erfuhr", ist die Verpackungsaufschrift häufig eher unauffällig: Außer dem Produktnamen und der Angabe der Zutat Asparaginsäure sind meist weder ein Wirkversprechen noch sonstige Werbung zu finden. Manchmal weist nur ein Firmenname, der das Wort "Sport" oder "Power" enthält, auf den Zweck des Produktes hin.
In einer wissenschaftlichen Übersichtsstudie von 2017 wurde festgestellt, dass der Testosteronspiegel bei Tieren unter bestimmten Bedingungen ansteigt, wenn sie D-Asparaginsäure aufnehmen. Ob dies auf den Menschen übertragen werden kann, ist unklar. Studien an Menschen gibt es nur wenige, oft von schlechter Qualität und nur mit wenigen Testpersonen. Diese Studien führten zu widersprüchlichen Ergebnissen.
Hersteller dürfen für Asparaginsäure nicht mit gesundheitsbezogenen Angaben werben. Sie können aber die Zulassung von solchen Health Claims für bestimmte Substanzen in ihren Produkten beantragen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) prüft, ob ausreichend Belege für die versprochenen Wirkungen vorliegen. Die Zulassung regelt dann eine Verordnung. Die gesundheitsbezogenen Aussagen zu einem Produkt müssen dem Wortlaut entsprechen, der von der EU zugelassen ist. Auch muss der Anbieter immer die Substanz nennen, auf die sich das Versprechen bezieht.
Wenn Hersteller zusätzlich das B-Vitamin Pantothensäure und den Mineralstoff Zink als Zutat einsetzen, haben sie den Vorteil, dass es für diese Stoffe zugelassene Health Claims gibt, die zu den Werbeversprechen passen. Sie können damit werben, dass "Zink […] zum Erhalt eines normalen Testosteronspiegels im Blut und zur normalen Eiweißsynthese" und "Pantothensäure […] zu einer normalen Synthese und zu einem normalen Stoffwechsel von Steroidhormonen" beiträgt.
Auch für Protein, also Eiweiß, gibt es zwei zugelassene Health Claims, die sich auf Muskelwachstum und den Erhalt von Muskelmasse beziehen. Bei Erzeugnissen, die isolierte Aminosäuren wie Asparaginsäure enthalten, dürfen diese Aussagen aber nicht verwendet werden. Das liegt daran, dass die wissenschaftlich bewiesenen Wirkungen von Protein nicht einfach auf einzelne Aminosäuren übertragen werden können.
Auf was sollte ich bei der Verwendung von Asparaginsäure-Produkten achten?
Grundsätzlich gilt: Wenn Sie Protein in großen Mengen über den Bedarf hinaus verzehren, sollten Sie ausreichend trinken. Der Harnstoff, der beim Abbau der ungenutzten Eiweiße entsteht, muss nämlich mit dem Urin ausgeschieden werden.
Ein zu hoher, längerfristiger Verzehr einzelner Aminosäuren kann in Einzelfällen zu Nebenwirkungen führen, aber über konkrete Risiken von größeren Mengen Asparaginsäure ist wenig bekannt. Nur zu Asparagin, der verwandten Aminosäure, gibt es Hinweise, dass es das Tumorwachstum fördert.
Asparaginsäure ist keine verbotene Substanz im Sport. Sie steht nicht auf der Doping-Liste der World Anti Doping Agency (WADA). Die Nationale Anti Doping Agentur (NADA) weist aber darauf hin, dass immer wieder verunreinigte Nahrungsergänzungsmittel gefunden werden. Je nach Herkunft können verbotene Substanzen gezielt beigefügt worden sein oder als Rückstände beim Abfüllprozess in Produkte gelangen. Der Konsum solcher Nahrungsergänzungsmittel kann zu einem unabsichtlichen Dopingbefund führen.
Daher rät die NADA zu einem reflektierten Umgang mit Nahrungsergänzungsmitteln. Untersuchungen zeigen, dass eine Vielzahl von Produkten, auch angeblich rein pflanzliche, für Sportler (gewollte) Verunreinigungen mit Stimulanzien, Hormonen oder Anabolika enthalten. Das Risiko trägt der konsumierende Sportler.