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Altersvorsorge für Berufsstarter:innen - Die Weichen richtig stellen!

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Mit 20 schon an die Rente denken? Wir erklären, worauf Azubis, Studierende und Berufsstarter:innen in Sachen Altersvorsorge achten können.
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Mit dem Start in das Berufsleben beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Schule, Ausbildung oder Studium sind vorbei und mit dem ersten richtigen Job öffnet sich dir endlich der Weg in die finanzielle Selbstständigkeit. Der neue finanzielle Spielraum eröffnet dir viele Möglichkeiten: von der hochwertigen Wohnungseinrichtung über ein eigenes Auto bis hin zum lang ersehnten Urlaub. Doch kaum bist du im Berufsalltag angekommen, wirst du begehrtes Ziel von Anbietern von Finanzprodukten, die dir weismachen wollen, dass du sofort etwas für deine Altersvorsorge tun müsstest, da dir ansonsten Altersarmut drohe.

Und das Geschäft mit Zukunftssorgen und der Angstmacherei vor einer riesigen Vorsorgelücke boomt. Je früher man spare desto mehr profitiere man vom Zinseszinseffekt. Da solle man am besten sofort eine private Rentenversicherung abschließen, mit staatlicher Förderung, Steuervorteilen und besten Renditeaussichten. Dabei ist vollkommen klar: Die Personen, die solche Finanzprodukte vermitteln, anbieten und zu ihnen beraten, verfolgen in erster Linie ihre eigenen Interessen.

Doch worauf sollten junge Leute und Berufseinsteiger beim Thema Finanzen achten? Wir geben Tipps und klären häufige Fragen!

Die wichtigsten Grundregeln

Kredite vermeiden und Schulden tilgen!

Du hast noch Schulden, beispielsweise wegen einem Studienkredit? Erst wenn deine Schulden getilgt sind, stellt sich die Frage, wie du die dann vorhandenen Mittel anlegen sollst. Dieser Grundsatz gilt nicht nur für Studienkredite, sondern für alle Kredite, beispielsweise auch für Immobilienkredite. Einzige Ausnahme: Die Guthabenzinsen liegen tatsächlich unterm Strich auch nach Kosten und Steuern über dem Zinssatz für die Schulden. Ein Festgeldangebot etwa, bei dem 3 bis 4 Prozent Zinsen winken, kannst du auch beibehalten, wenn du für das Eigenheim noch einen alten Kreditvertrag aus der Niedrigzinsphase hast, bei dem nur 1 Prozent Zinsen pro Jahr verlangt werden.

Lebensrisiken bedarfsgerecht absichern!

Mit dem Abschluss privater Versicherungen erwerben die Versicherten im Gegenzug für die bezahlte Versicherungsprämie Anspruch auf eine bestimmte Leistung gegen den Versicherer. Bei der Wahl passender Versicherungen spielt die Überlegung eine Rolle, wie der Eintritt bestimmter Lebensrisiken sich auf die finanzielle Situation auswirkt. Beispiele für solche Lebensrisiken sind: Haftung für verursachte Schäden, Reduktion des Einkommens auf das soziale Sicherungsniveau bei Krankheit oder Berufsunfähigkeit sowie finanzielle Einbußen der Hinterbliebenen im Todesfall. Eine Haftpflichtversicherung etwa schützt vor Schadenersatzansprüchen, die schon durch eine Unachtsamkeit im Straßenverkehr begründet werden können.

Wer krankheitsbedingt oder durch einen Unfall nicht mehr arbeiten kann, erhält aus der gesetzlichen Rentenversicherung im Regelfall eine Erwerbsminderungsrente und kann Reha-Maßnahmen in Anspruch nehmen. Zusätzliche Leistungen bietet ein privater Versicherungsschutz, etwa mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Da jede Leistung auch ihren Preis hat, gilt es abzuwägen, wie groß der Bedarf für Versicherungsschutz ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass man bei einigen Versicherungen nur in jungen Jahren eine Wahl hat, sich zu versichern, weil Versicherer sich ihre Kunden und Kundinnen aussuchen dürfen. Wer älter ist und Vorerkrankungen hat, zahlt mehr, wird womöglich kein Angebot zur Todesfall- oder Berufsunfähigkeitsabsicherung erhalten oder erhält nur einen eingeschränkten Versicherungsschutz.

Risikoabsicherung und Vermögensaufbau trennen!

Vermittler verkaufen ihren Kundinnen und Kunden gerne auch mal etwas mehr als diese brauchen oder wollen. Denn dann kassieren sie höhere Provisionen. Deshalb werden etwa Berufsunfähigkeitsversicherungen oft zusammen mit Rentenversicherungen verkauft. Aber hat das irgendwelche Vorteile? Nein. Die Anbieter wollen sich durch eine Kombination von Rentenversicherung und Berufsunfähigkeitsversicherung dem Wettbewerb entziehen, weil private Rentenversicherungen für den Vermögensaufbau zur Altersvorsorge nicht taugen, weil sie in der Regel unnötig teuer sind.

Wer Sparen sowie Altersvorsorge vom passenden Versicherungsschutz trennt, ist flexibler und kann sich die jeweils besten Anbieter aussuchen. Außerdem ändert sich der Bedarf im Laufe des Lebens und nur bei einer strikten Trennung der Produkte kann man flexibel auf Bedarfsänderungen reagieren. Beispiel: Es droht ein finanzieller Engpass, sei es wegen Elternzeit, Arbeitslosigkeit oder Angehörigenpflege. Dann möchte man vielleicht einige Zeit beim Vermögensaufbau pausieren oder sogar über Erspartes verfügen. Ein anderes Beispiel: der Anbieter ändert seine Geschäftspolitik und wird unattraktiv, man möchte wechseln. Wer die Produkte auf Jahrzehnte fest aneinander bei einem Anbieter bindet, verliert Flexibilität.

Rücklagen bilden!

Um künftige Schulden, insbesondere teurere Dispo- und Konsumentenkredite zu vermeiden, ist ein ausreichend großes Finanzpolster notwendig. Die Faustregel, wonach drei Netto-Monatsgehälter ausreichend sind, sollte in den meisten Fällen eine gute Orientierung bieten. Ein Tagesgeldkonto ist dafür ein geeignetes Produkt.

Unabhängig informieren!

Beim Thema Finanzen geht es um viel Geld und die von Verkäufer:innen gegen Provision am wärmsten empfohlenen Produkte sind für Verbraucher:innen oft am wenigsten geeignet. Dazu setzen sie auch verkaufspsychologische Taktiken ein, mit denen du in solchen Gesprächen rechnen musst. Wer trotzdem gute Entscheidungen treffen will, sollte niemals blind vertrauen, sondern skeptisch bleiben, weitere Angebote einholen und sich bei unabhängigen Stellen informieren. Unabhängige Informationen und Angebotsvergleiche bieten die Stiftung Warentest (Finanztest) oder kritische Medienberichterstattung. Außerdem unterstützt die Verbraucherzentrale mit kostenlosen Online Seminaren und Podcasts zu verschiedenen Finanzthemen, etwa zur Altersvorsorge, zur Geldanlage in ETFs und mit Informationen zu vielen weiteren Themen.

 

Provisionen und weitere Kosten minimieren!

Auch wenn Bankberater:innen oder Versicherungsvermittler:innen kostenlose Beratung versprechen, so handelt es sich doch nur um einen Verkauf gegen Provision. Nach Abschluss eines Vertrages wird stets eine Provision des Produktherstellers an Vermittelnde bezahlt. Die Provisionen sind oft in den einmaligen Abschlusskosten sowie in den laufenden Kosten während der Vertragslaufzeit versteckt und müssen auch nicht immer offengelegt werden.

Wichtig: Provisionsabhängige Verkäufer:innen können keine Produkte mit geringen Kosten anbieten. Denn dies würde auch geringe Provision bedeuten. Wegen dieses Fehlanreizes setzen wir uns politisch für ein Provisionsverbot in der Finanzberatung ein. Schon eine Kostenbelastung von jährlich zwei Prozent des angelegten Kapitals, wie dies bei fondsgebundenen Rentenversicherungen üblich ist, kann die mögliche Altersrente halbieren.

Ein Beispiel: Wer 100 Euro monatlich anlegt und dafür Erträge in Höhe von 5 Prozent pro Jahr erhält, kann nach 40 Jahren einen Vermögenszuwachs von rund 100.000 Euro einstreichen. Wenn man die Erträge wegen Kosten um 2 Prozentpunkte pro Jahr reduziert, schrumpft der Vermögenszuwachs auf rund 44.000 Euro. Dass teuere Produkte auch bessere Leistungen böten, ist nicht richtig. Es gilt der Grundsatz: Die Kosten sind sicher, die versprochenen Erträge sind es nicht. Achte daher besonders auf die Höhe der Kosten beim Anbietervergleich und vermeide so unnötige Kosten.

 

Flexible Sparprodukte bevorzugen!

Damit beim Sparen für das Alter keine bösen Überraschungen passieren, sollten junge Leute, die neu im Berufsleben sind, im ersten Schritt ausschließlich flexible Sparformen wählen. Das heißt, dass die Sparrate problemlos nach oben oder auch nach unten angepasst werden kann, je nachdem wie viel du künftig verdienst.

Wichtig: Alle Verträge, bei denen am Anfang hohe Kosten anfallen, also Rentenversicherungen und Bausparverträge, sind praktisch nicht flexibel, weil bei einem vorzeitigen Abbruch die hohen anfänglichen Kosten oft zu Verlusten führen. Gerade weil sich die persönliche Lebensplanung noch verändern kann, sollte es möglich sein, ohne große Verluste über das angesparte Kapital wieder verfügen zu können, sei es um in die Ausbildung zu investieren oder um ein Eigenheim zu erwerben. Umsetzen kannst du das zum Beispiel, indem du für das sicherheitsorientierte Sparen ein gut verzinstes Tagesgeldkonto bei einer Direktbank wählst und für chancenorientiertes Investieren zum Vermögensaufbau und für das Alter einen ETF-Sparplan (mehr dazu unten unter ETF).

In unseren Beratungen und bei Vorträgen an Schulen, Berufsschulen oder an Universitätenu und Hochschulen erfahren wir regelmäßig, was junge Leute rund um das Thema Finanzen und Altersvorsorge beschäftigt und welche Mythen dazu kursieren. Hier klären wir die häufigsten Fragen.

FAQ: Altersvorsorge für junge Leute

Wann sind ETFs zur Altersvorsorge geeignet?

Grundsätzlich sind ETFs sehr gut zum Vermögensaufbau auch fürs Alter geeignet, vorausgesetzt du wählst die richtigen aus und informierst dich vorab über die Funktionsweise, die Chancen und die Risiken.

Der Begriff ETF (Exchange-Traded Fund) bedeutet direkt übersetzt zwar lediglich börsengehandelter Fonds, gemeint sind damit aber immer börsen-gehandelte Indexfonds. ETF sind also Fonds mit zwei Besonderheiten: Du kannst sie an der Börse kaufen und verkaufen, uns ihre Anlagestrategie besteht darin, einen bestimmten Börsenindex wie z.B. den DAX (oder den MSCI World) nachzubilden.

ETFs bieten im Gegensatz zu herkömmlichen Fonds, die gegen Provisionen verkauft werden, zwei entscheidende Vorteile, vorausgesetzt man wählt die richtigen aus. An erster Stelle steht die Risikostreuung: Wer einen ETF auf den MSCI All Country-World-Index (Infos zum Index hier) oder auf den FTSE All-World (Infos zum Index hier) kauft, bekommt die Wertentwicklung von rund 3.000 bis 4.000 Aktien aus der ganzen Welt. Und an zweiter Stelle stehen die geringen Kosten, was die Rendite für die Anleger:innen erhöht. Angeboten werden ETF-Sparpläne mit monatlichen Sparraten meist ab 25 Euro derzeit vorrangig von Direktbanken (zum Angebotsvergleich von Finanztest). Diese Sparpläne lassen sich jederzeit flexibel ändern, ohne extra Kosten. Ist das Geld mal knapp, kannst du die monatlichen Raten auch aussetzen.

Wenn du mit ETFs in den Aktienmarkt investierst, solltest du dir aber eines bewusst machen: der Aktienmarkt ist launisch. Es ist ein ständiges Auf und Ab, wenngleich es bislang auf lange Sicht eine klare Aufwärtstendenz gab. Du musst das aushalten können. Der Wert von ETFs kann sich bei einer Krise am Aktienmarkt durchaus halbieren. Wer die Gelassenheit hatte, diese auszusitzen, konnte aber auch an der auf jeden Crash folgenden Erholungsphase partizipieren. Informier dich am besten vorab über Chancen und Risiken am Aktienmarkt mit unserem Rendite-Rechner.

Weitere Informationen zu ETFs im Allgemeinen stellen wir hier zur Verfügung. Wie du mit einem oder mehreren ETFs in den Aktienmarkt investierst, steht hier. Auf welche Auswahlkriterien du achten solltest, kannst du hier nachlesen.

Sind Robo Advisor eine Alternative?

Robo Advisor sind digitale Anwendungen zur Geldanlage, die auf Algorithmen basieren. Ein Beratungs- bzw. Verkaufsgespräch mit einem menschlichen Gegenüber gibt es dabei nicht, stattdessen musst du nur ein paar Fragen in einer App oder online beantworten, um mit Hilfe eines Robo Advisors Geld anzulegen.  

Alternativ zu einem sehr preiswerten ETF Sparplan (laufende Kosten rund 0,2 Prozent p.a.) kann man die Auswahl der ETFs auch einem Robo Advisor überlassen. Diese kommen meist mit vermeintlich wissenschaftlichen Anlagegrundsätzen daher, bieten aber nicht immer eine gut diversifizierte, kostengünstige und zuverlässig funktionierende (Buy and Hold-) Anlagestrategie an. Außerdem haben sie ihren Preis, was die Rendite reduziert. Das ist zwar bequem, aber auf jeden Fall teurer als ein simpler ETF-Sparplan (zusätzliche laufende Kosten rund 0,7 Prozent p.a.).

Lohnt sich ein Seminar zum Online Trading?

Nein. Wird im Internet ein schneller Weg zu großem Reichtum angepriesen, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Betrug. Betrüger:innen nutzen soziale Medien, da diese sich besonders gut eignen, um gezielt finanziell unerfahrene Personen anzusprechen. Geld, das du bei unseriösen Trading-Portalen und Investment-Clubs eingezahlt hast, bekommst du in der Regel nicht zurück. Und kein Anlage-Seminar kann dir seriös versprechen, wie du überdurchschnittliche Renditen durch Trading am Aktienmarkt erzielen kannst. Weitere Maschen findest du hier.

Sind Kryptowährungen die Zukunft des Geldes?

Wahrscheinlich nicht. Ob Kryptowährungen sich mittelfristig als Alternative zu herkömmlichen Geldsystemen durchsetzen, kann heute niemand seriös vorhersagen. Die Entwicklung der letzten Jahre ging immer mehr weg von der Idee eines alternativen Zahlungsmittels und hin zu einem Spekulationsobjekt. Kryptowerte sind aufgrund der vorhandenen Risiken - von massiven Kursschwankungen bis hin zum Totalverlust - und der fehlenden Sicherungssysteme als Geldanlage nicht zu empfehlen. Die Angst vor einem globalen Finanzkollaps ist derzeit unbegründet. Wer da skeptisch ist, kann einen kleinen Teil seines Geldes auch in eine der ältesten Währungen der Menschheit investieren: Gold.

Was ist vom Eigenheim als Altersvorsorge zu halten?

Für viele Menschen ist ein Eigenheim ein Lebenstraum und damit zentraler Bestandteil ihrer privaten Altersvorsorge. Dann steht die ungewisse Rentabilität eines solchen Investments auch weniger im Vordergrund, sondern vielmehr die erhoffte höhere Lebensqualität. Wenn du fest planst, später mal ein Eigenheim als Altersvorsorge zu erwerben, dann solltest du dies schon heute bei der Produktauswahl zum Vermögensaufbau berücksichtigen. Schließlich sollte das Eigenkapital dann verfügbar sein, wenn du dein Wunschobjekt gefunden hast. Und nach Immobilienerwerb ist es sinnvoll, die bisherige Sparrate zum Vermögensaufbau zur Tilgung teurer Schulden zu verwenden. Tagesgeld und Festgeld sind hier geeignete sichere und nach Bedarf auch flexible Anlageformen. Rentablere Anlagen wie ETFs können auch in Frage kommen, vorausgesetzt du hast noch genügend Zeit, Verlustphasen auszusitzen. Ungeeignet sind wegen hoher Kosten und eingeschränkter Flexibilität private Rentenversicherungen. Auch Bausparverträge sind nicht die erste Wahl.

 

Ist ein Riester Vertrag empfehlenswert?

Nicht unbedingt. Ein häufiges Verkaufsargument für Riester-Verträge ist die staatliche Förderung. Diese besteht aus Grund- und Kinderzulagen, die in den Vertrag fließen, sowie möglichen Steuervorteilen, die über den Einkommensteuerbescheid erstattet werden. Wer diese Förderung in Anspruch nimmt, muss allerdings die spätere Rente voll versteuern. Eine hohe Förderung heute wird also durch die Steuerlast später zumindest teilweise kompensiert. Wir haben das mal nachgerechnet. Für einen jungen Durchschnittsverdiener Mitte 20 ohne Kinder ergibt sich folgendes Bild: Die Rendite des Sparvertrages würde durch die Förderung nur um etwa 0,3 Prozentpunkte pro Jahr steigen. Mit zwei Kindern wird es durch die Zulagen zwar interessanter, aber die zusätzliche Rendite beträgt auch dann nur 0,7 Prozentpunkte. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, sagt man. In diesem Fall solltest du es aber tun! Denn die Realität auf dem Riester-Markt ist voller Fallstricke. Unabhängige Beratung zur Riester Rente gibt es nicht, weil die Berater Provisionsinteressen verfolgen. Die Produkte, die diese als Altersvorsorge verkaufen, haben regelmäßig zu hohe Kosten und zu geringe Renditen.

Aber selbst wenn du dich, etwa über die Stiftung Warentest, gut über das (immer weiter schrumpfende) Produktangebot oder über Möglichkeiten, bei bestehenden Riester Rentenversicherungen teure Fonds gegen günstige zu tauschen, informierst, wirst du kaum bedarfsgerechte Angebote finden. Denn die Renditechancen sind nicht nur wegen hoher Kosten und fragwürdiger Anlagekonzepte überschaubar, sondern auch weil die Anbieter zusagen müssen, dass zum Rentenbeginn keine Verluste zu Buche stehen. Diese Garantie reduziert die Ertragschancen. Ein weiterer Nachteil ist die zwingende Verknüpfung mit einer lebenslangen Rentenzahlung. Die privaten Lebensversicherer müssen vorsichtig kalkulieren und wollen natürlich auch noch Gewinnziele erzielen. Das bedeutet, dass sie eine Lebenserwartung unterstellen, die weit über der Lebenserwartung liegt, die das Statistische Bundesamt veröffentlicht (genauer kannst du das hier beim Bund der Versicherten nachlesen). Außerdem ist der unterstellte garantierte Ertragszinssatz sehr niedrig (Höchstrechnungszins).

All diese Nachteile kann auch die Förderung nicht ansatzweise ausgleichen. Viel wichtiger als die Förderung ist, welche Rendite das angelegte Geld in den nächsten Jahrzehnten Jahr für Jahr abwirft und dass die Vorsorge bedarfsgerecht ist. Hier hat ein einfacher und flexibler ETF-Sparplan auf einen weltweiten Aktienindex aufgrund der geringen Kosten und der historisch betrachtet besten Renditen klar die Nase vorn.

Welche Alternativen zur Riester Rente gibt es für junge Leute?

Interessante Alternativen zur Riester Rente, gerade für junge Menschen:
•    Chancenorientierte Alternative: eine breit gestreute Anlage am Aktienmarkt, etwa mit ETFs. Diese ist viel flexibler und rentabler. Wir haben nachgerechnet: Ein ETF-Sparplan, bei dem du mit Start der Riester Rente in 2001 jeweils die maximal geförderten Summen jährlich eingezahlt hättest und mit dem du in einen weltweiten ETF (z.B. MSCI All Country World mit angenommenen 0,5% Kosten) investiert hättest, hätte gut 10% Rendite p.a. gebracht.
•    Sicherheitsorientierte Alternative: eine Kombination aus gut verzinsten Tagesgeld und Festgeldkonten bei Direktbanken
•    Schulden tilgen: Wenn du teurere Schulden wegen einer selbst genutzten Immobilie hast, kannst du prüfen, ob du das Kapital aus einem Riester Sparvertrag abziehst und es zur Schuldentilgung zu verwendest. Keinesfalls aber solltest du diese Option ohne unabhängige Beratung wählen, denn hierbei lauern zahlreiche Fallstricke.

 

Betriebliche Altersvorsorge: immer mitnehmen?

Nein. Schau dir das das Angebot deines Arbeitgebers oder deiner Arbeitgeberin genau an. Einige Arbeitgeber:innen sind sehr großzügig und übernehmen sogar die gesamte Beitragszahlung für ihre Mitarbeiter:innen. Andere bieten lediglich eine Entgeltumwandlung an und fördern diese nur soweit sie dies müssen. Viel wichtiger als die Förderung ist aber, dass dein Geld breit gestreut, zu geringen Kosten und langfristig rentabel angelegt wird. Immerhin kannst du das Geld noch 40 Jahre und länger für dich arbeiten lassen.

Faustregel für junge Menschen: Eine betriebliche Altersvorsorge kann sich lohnen, wenn dein:e Arbeitgeber:in deine Einzahlungen mit mindestens 60 Prozent bezuschusst. Das hat folgenden Grund: Du brauchst diesen Mindest-Zuschuss vor allem um selbst niedrige Produktkosten sowie Nachteile in der Sozialversicherung zu kompensieren. Und selbst dieser Zuschuss reicht nicht aus, wenn die gewählte Anlagestrategie zu geringe Renditechancen hat. Du und dein:e Arbeitgeber:in „sparen“ sich zwar Sozialabgaben und Steuern auf die Einzahlung. Aber das reduziert auch deine Ansprüche auf Kranken-, Eltern- oder Arbeitslosengeld bis hin zur Erwerbsminderungsrente. Und die Ersparnisse heute haben auch noch den Haken, dass im Gegenzug von den Betriebsrenten im Rentenalter Steuern und Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung abgezogen werden müssen. Das Für und Wider kannst du in diesem Leitfaden nachlesen. Wichtig: junge Menschen brauchen höhere Zuschüsse als ältere, damit sich das rechnet, weil für Euch die Anlagerendite wichtiger als die Förderung ist.

Welche Förderungen gibt es für Geringverdiener?

Je nach Tarifvertrag haben Verbraucher:innen gegenüber ihrem Arbeitgeber Anspruch auf Vermögenswirksame oder Altersvorsorgewirksame Leistungen. Der Betrag kann zwischen 6 und 40 Euro liegen. Der Staat fördert Einzahlungen mit der Arbeitnehmersparzulage. Außerdem werden bestimmte Sparprodukte im Rahmen der Wohnungsbauprämie gefördert. Die Förderung ist auf Einzahlungen bis zu einem gewissen Betrag begrenzt und wird nur gewährt soweit bestimmte Einkommensgrenzen nicht überschritten sind. Berufsanfänger sollten prüfen, ob sie die Fördervoraussetzungen erfüllen. Mehr zur Förderung und den Produkten zur Vermögenswirksamen Leistung kannst du hier nachlesen und zur Wohnungsbauprämie hier.

Fallstricke: Bei welchen Produkten ist Skepsis angebracht?

Die wichtigste Regel: Vermeide Produkte mit hohen Abschlusskosten und geringer Flexibilität! Dazu zählen Rürup-Renten (auch: Basisrenten), kapitalbildende Lebensversicherungen und private Rentenversicherungen, fondsgebundene Versicherungen sowie Bausparverträge. Vorsicht auch vor Honorarvermittlern, die gegen viel zu hohe Honorare lediglich Versicherungen mit ETFs vermitteln.

Auch unnötig hohe Kosten für ein aktives Fondsmanagement oder für Vermögensverwaltungen und Robo Advisor kannst du dir sparen, denn über ETFs kannst du bei gleichem Risiko mehr Rendite erzielen.

Versuche gar nicht erst, durch Kauf von Einzelaktien, mittels Daytrading oder über den Handel mit Kryptowährungen Gewinne zu erzielen. Hier ist es wie im Casino: Erfolg ist reine Glückssache, die Bank gewinnt immer, und je länger du spielst, desto mehr Geld verlierst du.

Unabhängige Informationen und Beratung

Wenn du die genannten wichtigsten Grundregeln einhältst, kannst du eine kostspielige Fehlberatung durch provisionsgeleitete Vermittler:innen vermeiden. Wenn du unsicher bist oder ein Angebot eines Anbieters unabhängig prüfen lassen möchtest, helfen dir die Beraterinnen und Berater der Verbraucherzentrale weiter.

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