Wie unterscheiden sich dynamische Tarife von klassischen Tarifen und anderen variablen Tarifen?
Das sind die Hauptunterschiede:
- Dynamische Tarife haben einen variablen Arbeitspreis. Verbraucher:innen tragen das Risiko hoher Börsenpreise alleine. Dafür profitieren sie aber auch von niedrigen Börsenpreisen.
- Klassische Stromtarife sind Festpreistarife. Dabei übernehmen Stromanbieter das Risiko schwankender Preise. Dieses Risiko preisen Stromanbieter allerdings in die Verbraucherpreise ein. Preise gelten als vereinbart, das heißt, Verbraucher:innen profitieren nicht von sinkenden Preisen.
Dynamische Tarife schaffen Anreize, den Verbrauch in Zeiten niedriger Preise zu verlagern und sich damit marktdienlich zu verhalten. Marktdienlich kann zum Beispiel bedeuten, etwas zur optimalen Stromnetzauslastung beizutragen. Es können allerdings nur Haushalte mit E-Auto, Batteriespeicher oder Wärmepumpe einen entscheidenden Teil ihrer Last überhaupt verlagern. Für „normale“ Haushaltskunden überwiegt das Risiko steigender Preise die Vorteile bei weitem.
Für dynamische Tarife wird außerdem ein intelligentes Messsystem benötigt. Das ist ein besonderer Stromzähler, der Daten senden und empfangen kann. Der Stromverbrauch eines Tages wird über diesen Zähler, aufgeteilt in 15-minütige Intervalle, einmal täglich an den Messstellenbetreiber gesendet.
Die Funktionsweise und Ausgestaltung dynamischer Tarife ist oft komplex und schwerer verständlich als bei normalen Stromtarifen.
Wie funktioniert das Preissystem bei dynamischen Tarifen?
Der Preis von dynamischen Tarifen setzt sich in der Regel aus einem festen monatlichen Grundpreis und einem dynamischen Arbeitspreis zusammen.
Die meisten Stromanbieter finanzieren sich über eine fixe monatliche Gebühr, die die Marge für den Anbieter enthält. Zusätzlich wird von einigen Anbietern eine auf den Arbeitspreis aufgeschlagene Gebühr erhoben. Die "Gebühren" für den Anbieter sind ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen den Anbietern.
Der Arbeitspreis ist verbrauchsabhängig, wird in Cent pro Kilowattstunde abgerechnet und ist teilweise dynamisch. Teilweise deswegen, weil sich der Arbeitspreis aus mehreren unterschiedlichen Bestandteilen zusammensetzt. Der einzig dynamische Teil eines Tarifs ist der Börsenpreis. Alle anderen Preisbestandteile stehen fest.
Die feststehenden Preisbestandteile beim Arbeitspreis sind die Steuern, Abgaben, Umlagen und Netzentgelte. Diese machen in der Regel den größten Anteil am Arbeitspreis aus. Hierbei kann es wegen regional unterschiedlicher Netzentgelte deutliche Abweichungen geben. Daher unterscheiden sich auch die Preise eines Anbieters je nach Wohnort.
Quelle: Verbraucherzentrale NRW
Da der größte Teil des Arbeitspreises fix ist, haben Sie in der Regel auch dann Kosten pro Kilowattstunde, wenn der Börsenpreis zeitweilig negativ ist. Dazu kann es kommen, wenn es ein Überangebot von Strom gibt. Das bedeutet dann tatsächlich, dass ein Stromkäufer Geld für die Abnahme von Strommengen bekommt.
Quelle: Verbraucherzentrale NRW