Die Informationen, die Geräte über Sie verraten, machen aber zumindest bei der Reisebuchung den Preis sehr wahrscheinlich nicht fett. Denn im Internet-Handel ist die individuelle Preisgestaltung noch nicht weit verbreitet. Zu groß ist möglicherweise noch die Sorge vor einem Ansehensverlust.
Auf dem Papier verhindern das auch die Datenschutzgesetze. Das hilft aber nichts, wenn sich Anbieter die Einwilligung zur Datenauswertung erschleichen. Ihre Privatsphäre-Einstellungen machen beim Surfen also möglicherweise ein paar Euro aus. Aber sie entscheiden in der Regel (noch) nicht darüber, ob Sie ein Schnäppchen machen oder 40 Euro mehr als die Sitznachbar:innen bezahlen.
Um den Algorithmus beim Reisekauf bestmöglich für sich zu nutzen, brauchen Sie momentan vor allen Dingen eins: etwas Zeit, um sich einen Marktüberblick zu verschaffen. Und Vorlauf. In unseren Tipps erfahren Sie alles Wichtige, um bei Ihrer nächsten Urlaubsreise Geld zu sparen.
Regelungen zu individuellen Preisen
Preise dürfen von Unternehmen unterschiedlich gestaltet werden. Das bedeutet, dass Kunden verschiedenen Preisen ausgesetzt sein können. Seit Mai 2022 müssen alle Online-Shops und Online-Marktplätze angeben, ob die Preise durch einen Algorithmus unter Verwendung von personenbezogenen Daten oder Merkmalen personalisiert werden. Das sieht eine europäische Richtlinie vor, die deutsches Recht umsetzt. Ziel dieser Regelung ist es, dass Sie die Kaufrisiken abschätzen können.
Tipps für Ihre Online-Reisebuchung
- Beobachten Sie!
Ohne Fleiß kein günstiger Preis. Wenn Sie wirklich günstig buchen möchten, ist es sinnvoll, wenn Sie die Preise erst mal eine Weile beobachten. Denn nur wenn Sie wissen, was eine Sache im Schnitt so kostet, können Sie einschätzen, was günstig ist und was nicht. Dann laufen Sie auch nicht Gefahr, auf ein Werbebanner zu klicken und ein vermeintlich großartiges Supersonderangebot zu kaufen. - Vergleichen Sie!
Unterschiedliche Quellen nutzen. Denn manchmal gibt es die gleiche Dienstleistung zum gleichen Zeitpunkt zu sehr unterschiedlichen Preisen. Während Vergleichsportal 1 ordentlich was drauflegt, gibt es bei Vergleichsportal 2 oder beim Anbieter selbst das gleiche Angebot für deutlich weniger. Hinschauen lohnt sich. Und Vergleichsportal ist nicht gleich Vergleichsportal. Während manche recht hohe Provisionen von den Anbietern kassieren, nehmen andere nur kleine Vermittlungsgebühren. Das macht sich auch im Angebotspreis für Sie als Nutzerin oder Nutzer bemerkbar. Noch mehr zur Nutzung von Vergleichsportalen erfahren Sie in unserem Artikel zu Vergleichsportalen. - Der frühe Vogel fängt den Wurm
Früh sein! Fakt ist: In der Tourismusbranche sind viele Angebote günstiger, wenn der Reisetermin noch weiter weg ist. Das können Sie für sich ausnutzen. Wenn es Ihnen möglich ist, Ihre Reise mit Vorlauf zu planen, können Sie bares Geld sparen. Dabei sollten Sie natürlich auch beachten, unter welchen Bedingungen Sie stornieren dürfen. Es kann schließlich auch mal etwas dazwischen kommen. - Gegen den Strom
Wann anders fahren. Am besten auch woanders hin. Denn wer am ersten Tag der Sommerferien mit allen anderen auf die Kanaren fliegt, zahlt mehr. Die Nachfrage ist hoch, die Plätze sind knapp und die Anbieter können es sich leisten, deutlich mehr zu verlangen. Sie werden jemanden finden, der den Preis bezahlt. Dass das Flugzeug leer bleibt, ist – außerhalb von Pandemiezeiten – in den Sommerferien keine Gefahr. Wenn Sie es günstiger haben möchten, dann fahren Sie lieber im Herbst. Oder wählen Sie den nächsten Flughafen im Nachbarbundesland, das noch keine Ferien hat. - Coupons für Sie!
Rabatte nutzen! Viele Unternehmen verschicken Coupons und Rabatte, die beim Reisen einen deutlichen Preisvorteil ergeben können. Bevor Sie sie einsetzen, sollten Sie die Konditionen genau ansehen. Ein Haken könnte zum Beispiel sein, dass der Rabatt erst zwölf Monate nach Ihrer Reise ausgezahlt wird. Wenn kein Haken da ist, lösen Sie die Coupons ein und sparen Sie Geld. - Cookies löschen
Machen Sie sich rar! In Deutschland haben individualisierte Preise noch nicht den großen Einzug gehalten. Bedeutet: Meistens zahlen alle Käufer:innen zu einem bestimmten Zeitpunkt X alle den gleichen Preis Y für ein Produkt oder eine Dienstleistung. Nur in Ausnahmefällen berechnet der Algorithmus den Preis individuell für eine Person auf der Basis von individuellen Profilmerkmalen. Das besagt: Es kann nicht schaden, wenn Sie immer wieder Ihre Cookies löschen. So erfahren die Verkäufer:innen möglichst wenig über Sie. Das macht es insgesamt schwerer, Ihre Kauf- und Zahlbereitschaft einzuschätzen und kann am Ende des Tages finanzielle Vorteile für Sie bedeuten. - Anonym surfen
Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, kann auch anonym surfen. Zum Beispiel mit dem TOR-Browser. TOR steht englisch für "The Onion Router", der "Zwiebel-Router". Das Projekt bietet jedem die Möglichkeit anonym im Netz zu surfen, indem es die Anfrage nicht direkt an den Server schickt, sondern über mindestens drei Knotenpunkte umleitet. Cookies werden nach jeder Session automatisch gelöscht. Alles, was Sie dafür tun müssen, ist den Browser installieren. Allerdings haben die Datenumwege auch ihren Preis. Im TOR-Browser müssen Sie mit spürbaren Zeit-Einbußen rechnen.
Weitere Informationen über die Dynamische Preisgestaltung in Deutschland erfahren Sie im Algo-Was-Podcast in der Folge Dynamische Preisgestaltung - ist das überhaupt erlaubt? Dort verrät im Interview Finanzexperte Professor Dr. Michael Schleusener noch mehr Tipps und Tricks.