Papierverpackungen, die direkt bei Verbraucher:innen anfallen, sind zwischen 1995 und 2020 um 80 Prozent angestiegen. 2022 verbrauchten wir in Deutschland etwa 211 Kilo Papier pro Kopf. Damit sind wir nach wie vor weltweit einer der Spitzenverbraucher.
Der Online-Handel boomt. Seit Mitte der 1990er Jahre hat er um 600 Prozent zugenommen. Nicht selten kommt das kleine Ersatzteil im riesigen Karton. Berge von Verpackungsmüll sind die Folge. Immer mehr Lebensmittel sind in einzelnen Portionen vorverpackt und Lebensmittel und Getränke "to go" gibt es an jeder Ecke. Papierverpackungen, die direkt bei uns Verbraucher:innen anfallen, sind seit 1995 um über 80 Prozent angestiegen. Wir verwenden doppelt so viele Pizzakartons wie noch im Jahr 2000, und Milliarden von Pappbechern werden jedes Jahr für Coffee-to-go zu Müll.
Anders hat sich der Verbrauch von Büropapier, Zeitungen und Zeitschriften entwickelt. Der Trend zum papierlosen Lesen hat zugenommen. Damit ist der Bedarf an gedrucktem und grafischem Papier zurückgegangen. Allerdings macht die gedruckte Werbung, sei es in Form von Flyern, Hauswurfsendungen, Prospekten oder kostenlosen Zeitungen, schätzungsweise bis zu zehn Prozent unseres Papierkonsums aus. Das ist Papier, das oft ungelesen sofort entsorgt wird.
In Deutschland wurde 2022 mit 211 Kilo pro Kopf wieder sehr viel Papier verbraucht. Damit gehören wir weltweit zu den Spitzenreitern.
Woher kommt das Holz für unser Papier?
Deutschland ist Europas größter Papierproduzent, es wird zwar viel Altpapier verwendet, aber wenig heimisches Holz. Das bedeutet, dass für unseren immensen Verbrauch Bäume in anderen Ländern gefällt und zu Zellstoff – dem Rohstoff für Papier – verarbeitet werden. Wir importieren große Mengen Zellstoff zur Papierherstellung aus Südamerika, Skandinavien und von der iberischen Halbinsel. Hätten Sie gedacht, dass fast 45 Prozent unseres Zellstoffs aus Brasilien, Uruguay und Chile kommen? Über 30 Prozent kommen allein aus Brasilien: Je mehr Papier wir verbrauchen, desto mehr Bäume werden in Südamerika und anderen Ländern gefällt.
Auch fertige Papierprodukte sind oftmals Importware. Fehlt ein Hinweis auf die Papierqualität, dann ist es leider für Verbraucher:innen nicht erkennbar, ob beispielsweise ein Buch Tropenholzfasern oder Fasern aus Raubbau enthält. Die gravierendsten Auswirkungen der weltweiten Papierproduktion sind: Kahlschlag, illegaler Holzeinschlag in Urwäldern, Landrechtskonflikte, naturferne Forstwirtschaft und Monokulturen bei Plantagen.
Unser Papierkonsum trägt mit dazu bei, dass der Druck auf die Wälder – insbesondere der verbliebenen Urwälder – und die negativen Folgen für die vom Wald lebenden Menschen und die Umwelt zunehmen.
Aktuelle Studie bestätigt: Recyclingpapier ist die bessere Wahl für Umwelt und Klima
Die neue Ökobilanz für graphische Papiere und Hygienepapiere des Umweltbundesamtes zeigt: In fast allen betrachteten Kategorien hat Recyclingpapier Vorteile und ist somit nach wie vor erste Wahl. Besonders die Auswirkungen auf die Wälder durch die Holzentnahme zeigen die Notwendigkeit des hochwertigen Papierrecyclings.
Betrachtet wurde der gesamte Produktionsprozess inklusive Vorketten:
- die Holzentnahme aus dem Wald
- die Zellstoffproduktion
- die Frischfaserpapierproduktion inklusive aller Transporte
- die Altpapiersammlung und -sortierung
- das Altpapierrecycling
- die Recyclingpapierproduktion inklusive aller Transporte
Das Ergebnis:
Durchschnittlich spart die Produktion von Recyclingpapier im Vergleich zu Frischfaserpapier wie folgt ein:
- 78 Prozent Wasser
- 68 Prozent Energie
- 15 Prozent CO2-Emissionen
Mit einem Papierrechner können Sie selbst schnell ausrechnen, wie viel Sie z. B. bei einem Paket Kopierpapier einsparen.
Die Ökobilanz zeigt außerdem, dass die Verwendung von Recyclingpapier einen wichtigen Beitrag leistet, um dem Verlust der biologischen Vielfalt, dem Risiko von Landnutzungsänderungen und dem Klimawandel entgegenzuwirken.
Für Frischfaserpapier wird Zellstoff aus Holz benötigt. Die Holzentnahme bedeutet immer einen Eingriff in das Waldökosystem und ist daher mit Risiken für den Verlust biologischer Vielfalt verbunden.
Neben der Abholzung naturnaher Wälder werden teilweise auch schnellwachsende Plantagen genutzt. Diese Monokulturen verringern die Biodiversität und sind anfälliger für Waldbrände.
Das Umweltbundesamt stellt zudem fest: Mit den bestehenden Maßnahmen wie Zertifizierungssystemen (also PEFC oder FSC) lassen sich negative Auswirkungen auf die Kohlenstoffspeicherung, die Umwandlung von Primärwäldern und die Biodiversität nicht sicher vermeiden.
Selbst aktiv gegen die Müllflut
Wie kann ich echtes Recyclingpapier erkennen?
- Garantiert umweltfreundlich hergestellt sind Produkte, die das vom Umweltbundesamt vergebene Zeichen "Blauer Engel" tragen: Diese bestehen zu hundert Prozent aus Altpapierfasern. Sie werden mit einem geringeren Energie- und Wasserverbrauch sowie weniger Abwasserbelastung produziert als Papierprodukte aus Zellstoff. Auch schädliche Bleich-Chemikalien, optische Aufheller und andere Chemikalien dürfen nicht eingesetzt werden. Der "Blaue Engel" ist auf Bürobedarf, Kopierpapier, Schulheften, Collegeblöcken Toilettenpapier, Papiertaschentüchern, Küchentüchern und Tapeten zu finden.
- Immer mehr Produkte sind mit den Siegeln "FSC-Mix" und "EU Ecolabel" ausgezeichnet. Diese sind zwar anerkannte Siegel, aber sie garantieren nicht die Verwendung von Altpapierfasern. Findet man zusätzlich den Aufdruck "aus Zellstoff hergestellt" oder "holzfrei", dann ist klar, es wurde gar kein Altpapier als Rohstoff verwendet. Mehr zu den Siegeln in unserer Übersicht als Download.
- Einige firmeneigene "Umweltzeichen" auf Papieren, die in Geschäften angeboten werden, versprechen ökologisch mehr, als sie halten. Schreibwaren mit den Logos "Aqua Pro Natura", "Weltpark Tropenwald" und "paper by nature" sind keine Produkte, die aus Altpapier bestehen, sondern sie werden aus frischen Fasern hergestellt.
- Holzfrei ist gar nicht holzfrei: Der Aufdruck "Holzfrei" besagt nur, dass keine holzhaltigen Bestandteile im Papier sind. Für diese Papiere werden garantiert nur frische Holzfasern genutzt.
- Vorsicht ist immer angebracht bei Papieren, bei denen Hinweise auf den eingesetzten Rohstoff und das Bleichmittel fehlen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass das Papier aus frischem Zellstoff besteht, der aus Urwaldgebieten oder aus illegal geschlagenen Wäldern stammt. Außerdem kann das Papier mit chlorhaltigen Substanzen gebleicht worden sein.
Wie kann ich Verpackungen vermeiden?
- Vermeiden Sie Kosmetika oder Zahnpasta mit Umkartons oder lassen Sie die Verpackungen im Laden und setzen Sie damit ein Zeichen. Leider sind Händler nicht mehr verpflichtet, Umverpackungen zurück zu nehmen.
- Einige Geschäfte bieten Kosmetika, Reinigungsmittel oder auch haltbare Lebensmittel sogar verpackungsfrei an.
- Ein Online-Händler bietet Mehrweg-Boxen an? Dann kaufen Sie bewusst dort!
Wie kann ich sonst noch Papier-Müll vermeiden?
- Wer kein Porzellan statt Pappteller zur Grillparty schleppen will: Es gibt auch wiederverwendbares Kunststoffgeschirr aus Polypropylen (PP) oder Polyethylen (PE).
- Nutzen Sie die neue Mehrweggebotspflicht für Essen und Getränke zum Mitnehmen. Seit Januar 2023 sind Anbieter verpflichtet, Mehrweg anzubieten. Für Essen außer Haus ist dies zwar beschränkt auf Essen, das in Einweg-Kunststoff angeboten wird, aber bei Getränken gilt es für alle Materialien. Also den Coffee-to-go und andere Getränke erhalten Sie auf jeden Fall im Pfandbecher oder Ihrem eigenen Becher.
- Und auch beim Coffee-to-go gibt es immer mehr Pfandmodelle oder Cafés, die selbst mitgebrachte Mehrweg-Becher akzeptieren.
- Taschentücher, Küchenkrepp oder Serviette gibt es auch aus Stoff, die Sie viele Male benutzen können.
Wie stoppe ich Werbung in meinem Briefkasten?
Gegen nicht adressierte Reklamesendungen kann der Aufkleber "Keine Werbung einwerfen" helfen. Möchten Sie auch keine kostenlosen Zeitungen, dann muss der Zusatz "Keine Werbung und keine kostenlosen Zeitungen" erfolgen. Bei adressierter Werbung fordern Sie die Firma auf, Ihre Adresse zu sperren. Infos und einen Musterbrief dazu finden Sie hier. Sie können sich auch in die so genannte "Robinson-Liste" eintragen.