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App-Test »Naturblick«: Stadtnatur erleben und erforschen

Stand:
"Naturblick" hat es sich zur Aufgabe gemacht, gedruckte Artenführer und Feldbücher für den nächsten Trip ins Grüne überflüssig zu machen. Noch dazu ist die App so kinderleicht bedienbar, dass auch junge Verbraucher:innen Spaß an dem digitalen Natur-Logbuch haben dürften.
Illustration eines Auges mit Schriftzug "Stadtnatur entdecken" über Wiese mit Skyline von Berlin im Hintergrund.

Die App des Museums für Naturkunde Berlin hat sich der Beobachtung, Erkennung und Dokumentation der Stadtnatur in und um Berlin verschrieben. Die öffentlich einsehbaren Downloadzahlen und Nutzerbewertungen lassen darauf schließen, dass sich Naturblick aber auch weit über den Umkreis der Bundeshauptstadt hinaus großer Beliebtheit erfreut. Tatsächlich ist nur ein geringer Teil der aus mehreren tausend Pflanzen- und Tierarten bestehenden Datenbank regionalspezifisch, weswegen das gemeinnützige Angebot die meisten Nutzer:innen zwischen Flensburg und Oberstdorf ansprechen dürfte. Als Citizen Science App dient Naturblick dem Anbieter als Datenquelle für Forschungsprojekte zur regionalen Flora und Fauna. Außerdem können die Daten genutzt werden, um den für die Tier- und Pflanzenerkennung genutzten Software-Algorithmus zu trainieren i.e. diesen zu verbessern. Für Verbraucherinnen und Verbraucher liegt der Mehrwert in einem intuitiv bedienbaren und informativen Angebot zur Naturbeobachtung und damit verbundener Wertschätzung für die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Und im Optimalfall kann diese auch zu einem nachhaltigen Lebenswandel motivieren, der sich langfristig für Mensch und Natur auszahlt.

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Name: Naturblick
Anbieter: Museum für Naturkunde Berlin (naturblick.museumfuernaturkunde.berlin)
Kategorie: Umweltratgeber
Zielgruppe: Erwachsene | Kinder & Jugendliche ab 12 Jahren
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Wo geht's hier Richtung Datenschutz?

Naturblick ist kostenlos in den Appstores verfügbar und verfolgt keine kommerziellen Ansichten. Insofern sind Aspekte wie unerwünschte Werbung, Bezahlinhalte und Abofallen, die insbesondere für eine jüngere Zielgruppe oft Risikofaktoren darstellen - kein Thema. Aufgrund der nicht unerheblichen Datenfreigaben, die für die uneingeschränkte Nutzung der App benötigt werden, lohnt sich dennoch ein genauer Blick auf den Datenschutz. Denn Naturblick benötigt zur Erkennung und Dokumentation der gemachten Naturfunde und -beobachtungen im Idealfall Zugriff auf die Kamera, Mediathek, das Mikrofon und den Standort des Smartphones.

So unproblematisch sich die Datenschutzbestimmungen des Anbieters lesen, so schwer sind diese zunächst zu finden. Zumindest, wenn man die App nicht verlassen möchte. Ein eigener Menüpunkt zum Thema innerhalb von Naturblick fehlt. Stattdessen werden einige kurze Hinweise zum Umgang mit System- und Personendaten nur dann angezeigt, wenn man sich für eine Registrierung per E-Mail-Adresse entscheidet. An dieser Stelle wird auch erstmals und einmalig die Zustimmung zu den Datenschutzbestimmungen abgefragt. Positiv: Datenhungrige Logins per bestehenden Accounts bei Apple, Google und Facebook werden gar nicht erst angeboten und die E-Mail-Adresse muss mittels einer Verifizierungsmail des Anbieters bestätigt werden. Weniger gut: Der Hinweis vor der Registrierung, dass man sich zu den Datenschutzbestimmungen im Impressum der App informieren kann, führt nicht zu dem gesuchten Inhalt. Dafür müssen sich Nutzer:innen per Browser auf die Homepage der App begeben, die in wenigen Absätzen darauf hinweist, dass die gesammelten Daten nur anonymisiert und für statistische Zwecke sowie für die technische Stabilität gesammelt werden. Hier hätten wir uns einen kürzeren, verbraucherfreundlicheren Weg zu dieser wichtigen Information gewünscht.

Ergänzend sei darauf hingewiesen, dass Naturblick auch ohne Registrierung einschränkungsfrei genutzt werden kann. Sinnvoll ist sie aber bei der Verwendung der App auf mehreren mobilen Geräten oder bei der Mitnahme der Daten auf ein neues Smartphone oder Tablet. Andernfalls gehen die bisher gespeicherten Daten beim Gerätewechsel verloren.

Die große Natur auf dem kleinen Bildschirm

Insgesamt 2.181 Pflanzenarten (Stand: 23. Oktober 2024) sowie hunderte Vögel, Säugetiere, Amphibien, Schmetterlinge, Bienen, Wespen und Schnecken, die in Berlin und Umgebung - und mutmaßlich in vielen weiteren Regionen Deutschlands und Mitteleuropas - heimisch sind, können mit Naturblick bestimmt werden. Die Naturbeobachtungen von Verbraucher:innen tragen zum Training des App-Algorithmus bei und werden für wissenschaftliche Projekte wie beispielsweise "Forschungsfall Nachtigall" verwendet. Zu den Beweggründen und Wirkweisen hinter solchen Citizen Science Apps informieren wir auch auf verbraucherzentrale.de.

Naturblick bietet verschiedene Bestimmungsmöglichkeiten für Tier- und Pflanzenbeobachtungen an. Vögel können durch Aufnahme ihrer Stimme identifiziert werden. Hierzu wird das Zwitschern oder der Gesang des Tieres mittels Mikrofonfunktion aufgezeichnet und danach ein Abschnitt auf dem Spektrogramm, das die Tonaufzeichnung sichtbar macht, ausgewählt. Der App-eigene Algorithmus findet anschließend unter den 239 in der Datenbank gespeicherten Vogelstimmen die richtige Art oder zeigt vielmehr das Ergebnis als Wahrscheinlichkeitswert für einen korrekten Treffer in Prozent an. In den von uns zu Testzwecken durchgeführten Stichproben mit zehn Vogelstimmen war das mit dem höchsten Wahrscheinlichkeitswert angezeigte Ergebnis immer das Richtige.

Bei der zweiten multimedialen Erkennungsfunktion wird die Kamera oder mobile Mediathek benötigt. Naturblick kann die auf einem Foto gezeigte Pflanze mit hoher Wahrscheinlichkeit identifizieren, sofern sie in der umfangreichen Datenbank enthalten ist. Auch hier lag die Trefferquote im Test bei 100 Prozent, vorausgesetzt, das Bild war scharf und bildete Baum, Busch oder Blume möglichst in Gänze ab.

Für die Erkennung von Tieren und Pflanzen aller Art ist die Funktion "Merkmale auswählen" geeignet. Hier können die gemachten Naturfunde durch wenige Fragen zu Gruppe, Größe, Oberfläche, Farbe und anderen Aspekten identifiziert werden. Diese sogenannten Multiple-Choice-Fragen erfordern genaues Hinsehen, da Attribute möglichst spezifisch benannt werden müssen, beispielsweise Details zur Körperform und Behaarung bei Bienen und Wespen. Da in der Regel nur eine Handvoll Merkmale abgefragt werden, die keine eindeutige Bestimmung ermöglicht, müssen Nutzer:innen im letzten Schritt Tier oder Pflanze aus verschiedenen Ergebnisoptionen selbst auswählen.

Verschiedene Screenshots der App Naturblick
Modern, aufgeräumt, intuitiv bedienbar: Naturbeobachtung mit Naturblick ist spielend einfach. (Quelle: Screenshots)

Von A wie Ackerbohne bis Z wie Zwergtaucher

Egal, ob Brennnessel, Eidechse, Hummel oder eine der fast 50 in der App gelisteten Schneckenarten - jedes identifizierte Naturobjekt kann in das persönliche Feldbuch mit Standort, Umgebung und Zustand sowie ergänzt durch eigene Notizen eingetragen werden. Die Ortung klappt am komfortabelsten mit aktivierter Standortfreigabe, wofür die Software Apple Karten (iOS) oder Google Maps (Android) genutzt wird. Hier findet also eine Datenweitergabe an die jeweiligen Anbieter statt. Die Dokumentation des Fundorts ist aber auch ohne GPS-Freigabe möglich, sofern man bereit ist, etwas länger zu suchen, zoomen und scrollen, bis man den korrekten Ort gefunden hat.

Zu jedem im virtuellen Feldbuch erfassten Tier und den Pflanzen, die sich in der großen Datenbank befinden, bietet Naturblick umfangreiche und großzügig illustrierte Artikel mit Angaben zu Artenschutz, Verwechslungsgefahr und Vorkommen. Diese Einträge findet man auch unter dem Menüpunkt "Artportraits", wo alle Wissensartikel nach Tier- und Pflanzengruppen getrennt zu finden sind. Wem das nicht genügt, kann sich durch die reichhaltigen Quellenangaben lesen, die überwiegend verlinkt sind. Für nicht in der Datenbank enthaltene Tier- und Pflanzenarten verweist Naturblick auf entsprechende Wikipedia-Einträge. So bietet die App beispielsweise viel Lesenswertes zur Wanderratte, für Details zur Hausratte muss man sich allerdings an die freie Enzyklopädie wenden.

Fazit

Naturblick ist ein in fast jeder Hinsicht gelungenes Angebot, das für die Wertschätzung der heimischen Flora und Fauna sensibilisieren soll. Wissbegierige und naturverbundene Verbraucher:innen innerhalb und außerhalb Berlins dürften Gefallen an der informativen App finden. Wir empfehlen das Angebot für eine Zielgruppe ab zwölf Jahren, da Funktionsumfang und Inhalte der App niedrigschwellig zugänglich und leicht verständlich sind. Zwar ist Naturblick keine Nachhaltigkeits- oder Klimaschutz-App im engeren Sinne, für Jugendliche und wissbegierige Erwachsene vielleicht aber so etwas wie der perfekte Einstieg in einen umweltbewussten Lebenswandel.

Handhabung5 Sterne
Spaß4 Sterne
Mehrwert5 Sterne
Motivation4 Sterne
Datensparsamkeit4 Sterne
Gesamtwertung5 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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Warnung vor Cleverbuy: Auszahlung lässt auf sich warten

"Clever Technik kaufen und verkaufen" heißt es auf der Website der Ankaufplattform Cleverbuy. Gar nicht clever ist die oft lange Zeit, die verstreicht, bis Nutzer:innen ihr Geld für Smartphone und Co. ausgezahlt bekommen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) warnt daher vor dem Anbieter.
Schmuckbild

Klimalabel für Lebensmittel

Auf manchen Lebensmittelverpackungen findet man Label mit der Aussage „klimaneutral“, „CO2-neutral“ oder „reduziert deinen CO2-Fußabdruck“. Aber wurden bei der Herstellung dieser Lebensmittel wirklich weniger Treibhausgase freigesetzt als bei vergleichbaren Lebensmitteln?

Bei Preisreduzierungen müssen sich auf den günstigsten Preis der letzten 30 Tage beziehen

Landgericht Düsseldorf, Urteil vom 24.03.2023, Az. 38 O 182/22
Europäischer Gerichtshof, Urteil vom 26.09.2024, Az. C-330/23
Landgericht Düsseldorf, Urteil vom 31.10.2024, Az. 38 O 182/22 (nicht rechtskräftig)

Wer mit Preisreduzierungen oder Preis-Highlights in Verbindung mit gestrichenen Preisen wirbt, muss als Grundlage den niedrigsten Preis der letzten 30 Tage heranziehen.
Aldi Prospekt mit Preisreduzierung

Die Tricks mit den Preisreduzierungen

Die Verbraucherzentrale konnte in den letzten Monaten verstärkt Preiswerbungen beobachten, mit denen Anbieter versuchen, gesetzliche Regelungen zu umgehen - und geht juristisch dagegen vor. Die von uns kritisierte Preisauszeichnung in einem Aldi-Prospekt ging bis zum Europäischen Gerichtshof. Dieser gab mit seinem Urteil vom 26. September 2024 der Verbraucherzentrale Recht.

Fehlender Widerspruch gegen Abbuchung ist keine Willenserklärung

LG Limburg, Urteil vom 11.10.2023, Az. 5 O 8/23
OLG Frankfurt am Main, Urteil vom 19.09.2023, Az. 6 U 217/23

Die Unterlassung eines Widerspruchs gegen eine Abbuchung stellt keine Willenserklärung dar. Die unrichtige Behauptung in einem Schreiben, es sei ein Vertrag geschlossen worden, stellt eine unwahre Angabe dar.