Gerade in Zeiten hoher Energiepreise kursieren viele Mythen und Halbwahrheiten rund um das Thema Heizkosten sparen. Die Energieberatung der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg erklärt, mit welchen Maßnahmen tatsächlich Energie gespart werden kann und welche Ansätze nicht zum gewünschten Ziel führen.
Mythos 1: Die Heizung beim Verlassen der Wohnung auszuschalten, spart Energie.
Sollte beim Verlassen der Wohnung das Thermostatventil auf Null oder Sternchen gestellt werden? Der Gedanke dahinter: Energie und Heizkosten sparen, wenn niemand in der Wohnung ist. Aber existiert der Einspareffekt an Heizenergie beim stundenweisen Herunterdrehen der Heizung überhaupt? „Ja, der existiert durchaus. Je länger niemand in der Wohnung und die Heizung runtergedreht ist, desto mehr Heizenergie kann eingespart werden,“ sagt Hans-Joachim Horn, Experte der Energieberatung der Verbraucherzentrale. Wohn- und Schlafräume sollten allerdings nicht unter 16 Grad abkühlen, um Schimmel vorzubeugen. In Wohnungen mit schneller Abkühlung sollten Bewohner:innen das Heizkörperthermostat beim Verlassen der Wohnung auf Stufe 2 stellen. Dies entspricht einer Raumtemperatur von ungefähr 16 Grad. „So wird die Wärmeabgabe nicht vollständig unterbrochen und einer Schimmelbildung vorgebeugt“, so Horn.
In Eigenheimen können zusätzlich zur Nachtabsenkung weitere Zeiten an der Heizungsanlage eingestellt werden, in denen die Wärmezufuhr verringert wird. Das ist bei regelmäßiger Abwesenheit sinnvoll. Die Heizung sollte dann rechtzeitig vor der Heimkehr wieder auf normalen Heizbetrieb einprogrammiert werden.
Mythos 2: Mit nur einem Heizkörper alle Räume zu erwärmen, spart Energie.
Die Idee: In einer Wohnung werden nur einzelne oder wenige Heizkörper genutzt, alle Türen bleiben auf und so werden nach und nach alle Räume warm. „Mit dieser Methode Energie zu sparen gelingt selten“, sagt Hans-Joachim Horn. Das Problem dabei: Heizkörper sind normalerweise unterschiedlich für jeden Raum und idealerweise genau auf dessen Wärmebedarf ausgelegt. So ist der Heizkörper im Wohnzimmer nicht dafür bemessen, angrenzende Räume wie Flur oder Küche mitzuheizen. „Bei den meisten Heizsystemen ist es sinnvoller, die Heizkreis-Vorlauftemperatur an der Anlagensteuerung möglichst niedrig einzustellen. Dann wird durch das Heizgerät nur so viel Temperatur bereitgestellt, wie unbedingt notwendig ist. Zwar müssen dann mehr Heizflächen bei der Beheizung mithelfen, aber die Systemverluste verringern sich deutlich“, betont Horn.
In jedem Falle gilt: Die Temperaturunterschiede zwischen den Räumen innerhalb der Wohnung sollten nicht zu hoch sein. Denn die Luft der wärmeren Räume kann viel Feuchtigkeit enthalten. Gelangt diese in kühlere Bereiche, kann sich die Luftfeuchtigkeit an den kalten Außenflächen niederschlagen, was Schimmelbildung begünstigt.
Daher wird empfohlen, Türen zwischen Wohnräumen mit unterschiedlichen Temperaturen zu schließen. Damit wird vermieden, dass warme und feuchte Luft in die kühleren Räume gelangt.
Mythos 3: Bei voll aufgedrehter Heizung wird ein Raum schneller warm.
Schön wär’s. Ein auf Stufe 3 gestelltes Thermostat heizt genauso schnell wie auf Stufe 5. Die Stufen auf der Skala des Thermostats geben keine Geschwindigkeit an, sondern stehen für eine Raumtemperatur, die mit der jeweiligen Stufe in der Nähe des Thermostatkopfes erreicht wird. So steht bei vielen Thermostaten die Stufe 3 für eine Raumtemperatur von 20 Grad Celsius. Sobald die eingestellte Raumtemperatur erreicht ist, unterbricht das Ventil die Wärmezufuhr, und beginnt damit erst wieder, wenn die Raumtemperatur sinkt. Hans-Joachim Horn empfiehlt, Thermostate nicht viel höher als auf Stufe 3 zu stellen.
Bei Fragen zum Heizen oder weiteren Energiesparmythen hilft die Energieberatung der Verbraucherzentrale mit ihrem umfangreichen Angebot weiter. Die Beratung findet online, telefonisch oder in einem persönlichen Gespräch statt. Unsere Energie-Fachleute beraten anbieterunabhängig und individuell. Mehr Informationen gibt es auf www.verbraucherzentrale-energieberatung.de oder bundesweit kostenfrei unter 0800 – 809 802 400. Die Energieberatung der Verbraucherzentrale wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.