Mehr als 50 Prozent der Deutschen besitzen ein Smartphone, das höchstens 12 Monate alt ist. Werden alte Handys durch neue ersetzt, legen laut einer Umfrage der Verbraucherzentralen 40 Prozent der Verbraucher:innen diese in eine Schublade, weil sie noch einmal gebraucht werden könnten. Hochrechnungen zufolge lagern rund 210 Millionen ausrangierte Mobiltelefone in deutschen Haushalten.
Dabei haben die technischen Helfer ein wertvolles Innenleben. Viele der verbauten Materialien, davon gut 50 Metalle, werden unter Einsatz von umwelt- und gesundheitsschädlichen Chemikalien gewonnen. Hinzu kommen die energieintensive Produktion und der oft weite Transport der Geräte rund um die Erde. „Smartphones haben deshalb ein langes Leben verdient“, sagt Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Auch Schubladen-Handys sollten seiner Meinung nach zeitnah ein Comeback feiern.
Handys länger nutzen oder fachgerecht entsorgen
„Wer sein Smartphone länger nutzt, spart Geld, klimaschädliches Kohlendioxid und wertvolle Ressourcen“, fasst Buttler die Gründe zusammen.
Steht tatsächlich eine Neuanschaffung an, sollten noch funktionsfähige Altgeräte möglichst sofort weiterverwendet werden und nicht ungenutzt zu Hause herumliegen. Sie lassen sich beispielsweise auf Secondhand-Plattformen oder direkt über Kleinanzeigenportale online verkaufen, auch eine Weitergabe an die Handysammlungen gemeinnütziger Organisationen ist möglich. „Wichtig ist es, vorher alle auf dem Smartphone gespeicherten Daten sowie verknüpfte Konten zu löschen und das Gerät auf die Werkseinstellungen zurückzusetzen“, rät Buttler.
Kommt weder ein Verkauf noch eine Spende in Frage, müssen Mobiltelefone fachgerecht als Elektroschrott entsorgt werden. „Gebrauchte Smartphones gehören nicht in den Hausmüll!“, so Buttler. Für die Abgabe zum Recycling kommen nicht nur Wertstoffhöfe und der Fachhandel in Frage, auch Supermärkte, Discounter und Drogeriemärkte um die Ecke können Anlaufstellen sein, wenn diese mehrmals im Jahr Elektro- und Elektronikgeräte anbieten.
Unternehmen stärker in die Pflicht nehmen
„Nicht nur Verbraucherinnen und Verbraucher, auch Unternehmen müssen ihrer Verantwortung gerecht werden. Sie sollten nachhaltigen Konsum fördern, anstatt mit gezielten Anreizen den Kauf neuer Smartphones immer weiter zu forcieren“, fordert Buttler. Rund 20 Millionen Smartphones werden jedes Jahr allein in Deutschland verkauft. Die Bewerbung verbesserter Funktionen wie längere Akkulaufzeiten, schnellere Prozessoren oder neue Displaytechnologien machen den schnellen Umstieg auf ein neues Gerät für viele Menschen attraktiv. Tauschprogramme, bei denen für alte Handys Prämien gezahlt werden, um aktuelle Modelle zu vermarkten, schaffen einen zusätzlichen Konsumdruck. Und auch auslaufende Softwareupdates führen dazu, dass selbst funktionsfähige Handys aus Sicherheitsgründen früher ersetzt werden als eigentlich nötig. „Ab 2025 müssen Hersteller Verbraucherinnen und Verbrauchern beim Kauf eines neuen Smartphones mindestens fünf Jahre funktionale Updates und Sicherheitsaktualisierungen garantieren“, erklärt Buttler.
Angebote der Verbraucherzentralen
Im Rahmen der „Deutschen Aktionstage Nachhaltigkeit“ ab Mitte September zeigen die Verbraucherzentralen Wege für einen nachhaltigen Konsum in Sachen Smartphone auf. Das Angebot umfasst neben Veröffentlichungen auf den Social-Media-Kanälen der Verbraucherzentralen:
- Kostenlose Online-Vorträge „Altes Handy? Zeit für ein Comeback!“ am 20. September, 23. September und 2. Oktober 2024
- Tipps und Hinweise zum bewussten Kaufen und Nutzen elektronischer Geräte wie Smartphones
Weitere Infos und Anmeldung zu den Vorträgen: www.vz-bw.de/neudenkenstattneukaufen